- 48 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Theorie und Praxis der Musik 
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Nicht dadurch, daß ich Straßenräuber in Schleichhändler verwandelte, allein, sondern indem die ganze Gesellschaft, die ich auf die Bühne bringe, nicht diejenige ist, welche der Engländer aufführt, ist ein ganz andres Stück daraus geworden.


Buschmann bemerkt, daß er die Charaktere „nicht allein zu veredeln, sondern auch besser zu bestimmen gesucht habe [...].“ Peachum läßt er für das Zollvergehen als „Kavaliers-Delikt“ argumentieren:


Dieser Schleichhandel hat uns schon was Ehrliches eingebracht [...]. Wir machen es nicht, wie Mandrin34

34 MANDRIN, Louis, franz. Bandit 1724–1755.

es zu machen pflegte – ich hab' es damals in den Zeitungen gelesen – wir dringen unsre Waaren nicht mit gewafneter Hand auf35
35 Vermutlich: „wir bringen unsere Waaren [...] auf“.

, wir betrügen keinen Menschen, ausser diese Generalpächter und Manufakturherren, und was so viel als nichts heißt, den König [...].36
36 Schleichhändler, I, 3.


In der „Gesellschaft von Schleichhändlern“ geht es um Personen, „die ihr Gewerbe gänzlich in der Stille und ohne Gewaltthätigkeit treiben, die eigentlich das nur als Handwerk ausüben, was zuweilen auch die angesehensten Kaufleute sich wohl zu erlauben pflegen [...].“


Besonders gründlich geschieht die Umgestaltung der Rolle des Straßenräubers Macheath von einer „fingirten Person, die zu unsrer Belustigung ihr Daseyn erhalten hat“ (Straßenräuber) zu einem reuigen Schmugglerbanden-Chef, der den Schleichhandel aufgeben, mit Hanne in seine Heimatstadt ziehen und ehrlichen Geschäften nachgehen wird. Der Schluß der Schleichhändler entfernt sich von der Satire Gays noch mehr als derjenige der Straßenräuber. Dieser Schluß ist „natürlich“, und „eben dadurch [...] gezwungen, [...] beinahe nothwendig.“37

37 Nachricht..., vgl. Anm. 24. – Buschmann, der für die Rollen deutsche Namen verwendete (Peachum/Pietsch, Lockit/Locke, Polly/Hanne, Lucy/Rosa, Filch/Nowitz usw.), nennt Macheath „Massel“. Das Wort ist hebr.-jiddischer Herkunft und bedeutet in der Gaunersprache: Glück. (Vgl. auch „Schlamassel“ = Unglück.)


Einige Szenen des besonders „anrüchigen“ Milieus sind erheblich abgeändert oder fehlen ganz:


  • Statt der „Nymphen“ tritt bei Buschmann nur eine „Gastwirthinn“ auf.

  • Macheath bespricht in der Spielhölle einen für den Abend vorgesehenen Raubzug. Die Szene fehlt bei Buschmann.

  • Lockit und Peachum sehen in Peachums Lager („Vorrathshaus der gestohlenen Sachen“) das Raubgut der Krönungsfeierlichkeiten [d. h. 1727] durch. Sie trinken und empfehlen sich gegenseitig, besser auf ihre „gefährlichen Dirnen“ zu achten. (Entfällt bei Buschmann.)


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