- 44 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Theorie und Praxis der Musik 
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dem verstorbenen Ackermann eine Abschrift der Oper während des Drucks verschaft worden [...] – Ein Paar müssige Tage hin und wieder, und mein vorzüglicher Trieb zu dieser Verbindung zwey der liebenswürdigsten Künste haben gemacht, daß ich dieses Stück in einer ziemlich veränderten Gestalt aufs neue den Liebhabern übergebe. Und hierüber einige Nachricht zu ertheilen, wird um so weniger überflüßig seyn, da ich [224] meine vorige Arbeit durch diese Ausgabe gänzlich verdränge.20
20 Nachricht... 1775, S. 223 f.


Die Bemerkungen Buschmanns legen die Vermutung nahe, daß es in Hamburg tatsächlich keine Aufführung gegeben hat. Zwar hatte der bedeutende Prinzipal Conrad Ackermann noch vor der Drucklegung eine Textfassung bekommen, war aber vor dessen Realisierung verstorben. Wichtiger allerdings ist, daß sich bei Buschmann nach und nach so große Zweifel an seinem Stück eingestellt hatten, daß er es „gänzlich verdrängte“. Damit erübrigen sich vorerst wohl weitere Recherchen zu einer möglichen Aufführung in Hamburg.


Buschmann hatte schon das Original Gays für die Straßenräuber abgewandelt. „Die Fabel [...] ist geblieben, nur die Entwicklung nicht [...]“.21

21 Anhang... 1770, S. 105 – Alle folgenden Zitate entstammen entweder dem Anhang zu den Straßenräubern (= Anhang... 1770) oder der z. T. textgleichen, gelegentlich aber ausführlicheren Nachricht von den Schleichhändlern (= Nachricht... 1775) .

Ein wesentlicher Eingriff ist, daß der durch die Gespräche zwischen Bettler und Schauspieler in Prolog und Epilog geschaffene Rahmen ganz fehlt.


In Szene III/16 des Gayschen Originals besteht der Bettler aus Gründen der „strengen poetischen Gerechtigkeit“ darauf, daß Macheath aufgehängt „und die übrigen Personen des Dramas“ entweder gehängt oder deportiert werden müßten. Er läßt sich durch den Schauspieler aber davon überzeugen, daß eine Oper glücklich enden müsse. Der Bettler sieht ein, daß es in einem Drama dieser Art (d. h. in einer Oper) nicht darauf ankomme, wie absurd die Dinge ablaufen. Er fordert das Volk zum Ruf nach Begnadigung auf und schließt mit der Bemerkung:


Durch das ganze Stück werdet Ihr eine solche Gleichheit der Sitten im hohen und niederen Leben beobachtet haben, daß es schwer zu entscheiden ist, ob (in den modischen Lastern) die vornehmen Herren die Herren der Straße, oder die Herren der Straße die vornehmen Herren nachahmen. – Wäre das Stück so geblieben, wie ich es zuerst beabsichtigte, so würde es eine ganz vortreffliche Moral enthalten haben. Es würde gezeigt worden sein, daß die niedere Klasse der Menschen die Laster in demselben Grade besitzt wie die reichen: Und daß sie dafür bestraft werden.22

22 Nach Calmus, S. 211 f.




Hierzu schreibt Buschmann:


Im sechszehnten Auftritte des dritten Ackts kommen die beyden Personen des Prologs zum zweytenmal aufs Theater, und der Bettler sieht sich gezwungen, auf das Schreyen des Pöbels,


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