ersten
und zweiten Musik zu schreien, weil – weil – Sie wissen
doch alle, daß es in einer Oper doch überhaupt nie
irgendwelche Musik gibt.“
- Die auf die Spitze getriebene Satire einer „Bettler-Oper ohne Musik“ gibt es inzwischen: Václav Havel verließ sich in der Gauneroper (1972) ganz auf seinen sehr klar konturierten Text und schloß musikalische Zutaten ausdrücklich aus.6
- Die Beggar's Opera des Jahres 1728 war alles andere als eine Oper im traditionellen Sinne. Eher schon war sie in einer bestimmten musikhistorischen Situation die mögliche Alternative zur beherrschenden italienischen Oper – in jeder Beziehung (Stoffauswahl und -behandlung, Sprache, musikalische Erscheinung usw.) also eine Art „Anti-Oper“. Es stellt sich die Frage, ob mit der Beggar's Opera ein neuer Typ des Musiktheaters entstanden war. Stücke dieser Art wurden schon bald „ballad operas“ genannt. Aber nach einer etwa zehnjährigen Hochphase erschien kaum noch Neues. Hatten sich die Entwicklungsmöglichkeiten dieses Typs damit erschöpft? Die Antwort der Musikhistoriker reicht von der Feststellung, „daß auch Gay und Pepusch einen neuen Operntypus nicht zu schaffen imstande waren“7
Im Musikalischen Konversations-Lexikon von H. Mendel (1870) wird der Begriff „Singspiel“ übrigens wie selbstverständlich auf die Beggar's Opera zurückübetragen: diese sei
eines der merkwürdigsten Producte der englischen Dramatik und gewiß das älteste der noch heut zu Tage auf der Bühne gegebenen Singspiele. Denn ein Singspiel und keine Oper ist dieses eigenthümliche Kunstprodukt, da es musikalisch nur aus einer Ouvertüre und 69 eingestreuten Liedern besteht.
Jeder Neuinszenierung der Beggar's Opera geht die Grundsatzentscheidung voraus, ob historisch rekonstruiert oder bearbeitet werden soll. Im Falle der Bearbeitung kann es um die vorsichtige oder radikale Aktualisierung des Textes |