- 22 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Theorie und Praxis der Musik 
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Soldatenspind vorstellen kann. Songs wie Kann denn Liebe Sünde sein von Lothar Brühne40

40 Aus dem Film Der Blaufuchs von 1938, Text: Bruno Balz.

oder Heut' abend lad' ich mir die Liebe ein von Nico Dostal, mit tiefer, rauchiger Stimme vorgetragen, suggerierten erotische Freizügigkeit und konnten wohl die Phantasien der Soldaten auf sich ziehen.


Im Gegensatz zu Marlene Dietrich ist die Leander nicht bis zum Kriegsschluß bei ihrer Tätigkeit geblieben. Gegen Ende des Jahres 1943 verließ sie das Land, dessen Zusammenbruch sich abzuzeichnen begann. Ihre Villa im Berliner Grunewald war bereits zerbombt, und außerdem war ihre Beziehung zu Goebbels schwierig geworden, der sie angeblich ständig mit Anträgen verfolgte.41

41 Wie Anm. 38.

Seit einiger Zeit war ihr von ihm nahegelegt worden, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen und sich in Ostpreußen niederzulassen. Sie war aber nicht bereit, dieser Aufforderung Folge zu leisten. Ihre Gage sollte ihr auch nicht mehr wie bisher zu 53% in Devisen ausgezahlt werden. So verzichtete sie auf weitere vertragliche Zusagen mit der UFA und ging zurück nach Schweden42
42 Seiler, a. a. O. (s. Anm. 2), S. 42 f.

, wo sie nicht gerade mit offenen Armen aufgenommen wurde.


Zum Beschluß


Welche Schlußfolgerungen lassen sich nun aus der Darstellung dieser beiden Karrieren ziehen? Warum ist eine solche Gegenüberstellung überhaupt vonnöten? Sollte man sich distanzieren von der Leander, die die Traumgagen für ihre Auftritte im nationalsozialistischen Deutschland dankend entgegennahm und politische Realitäten nicht wahrnehmen wollte? Was ist davon zu halten, daß ihre Kooperation mit den Nationalsozialisten auch nach dem Krieg offenbar kein Anlaß war zu einer Revision ihres Denkens. Kritiker lasten ihr an, daß sie auch nachträglich kein Wort zu den antisemitischen Strömungen des Films Der Weg ins Freie und der Durchhaltendenz ihres größten Erfolgs Die große Liebe gefunden hat, wie der Filmkritiker Henning Harmsen bemerkte.43

43 Seiler, a. a. O. (s. Anm. 2), S. 43.

In ihrer Autobiographie mit dem bezeichnenden Titel Es war so wunderbar. Mein Leben bezeichnet wie sich als „politische Idiotin“, womit sie ihre politische Blindheit zu erklären suchte. Ist auf der anderen Seite Marlene Dietrich wirklich die antifaschistische Heroine, zu der die Zeitschrift Emma sie hochstilisiert? Und verklärt oder verdunkelt denn wirklich die politische Sicht auf die Künstlerinnen ihre Musik und die gleichermaßen hinreißenden Interpretationen der beiden?


Noch schwieriger wird die Beantwortung solcher Fragen, wenn man die ganz andere Wirkungsgeschichte betrachtet, die besonders nach dem Tod von Zarah


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