Man verdient ja an einer Musikschule als nebenberuflicher Instrumentallehrer besser! Und dort findet man wenigstens einen „festen“ Raum vor und kann vernünftige Stundenpläne machen. Dort gibt es z. B. ein Lehrerzimmer zum Entspannen mit einer Tasse Kaffee und eine Verwaltung, die einen nicht zweimal im Jahr neue Kurzverträge abschließen und unterzeichnen läßt: an der Universität ist man nämlich lediglich eine sogenannte Hilfskraft.

Dabei wird der Ausbildungsstand der Studierenden später einmal nach der gleichen Prüfungsordnung wie an der Musikhochschule gemessen. Hallo, Kollege Prof. X., geben Sie auch nur 45-Minuten-Stunden im Hauptfach? Nein? Und die Semester sind länger, und Ihre Leute studieren nicht wie bei uns zwei Fächer gleichzeitig und können sich so voll auf die Musik konzentrieren? Das klingt ja alles sehr gut! Rundherum zum Beneiden.

Ich frage mich manchmal, wie ich überhaupt noch Leute bereden kann, Instrumentalunterricht an der Universität zu geben. Ist es vielleicht die Möglichkeit der Mitwirkung an Universitätsmusiken? Ist es der gewichtige Tätigkeitsvermerk im Lebenslauf für eine spätere Bewerbung? Ist es die Anregung, endlich einmal neben allem Kinderunterricht auch mit Erwachsenen zu arbeiten, mit Erwachsenen-Literatur und mit professioneller Zielsetzung? Ist es die Arbeit und das Gespräch mit heranwachsenden Kollegen, damit vielleicht einiges besser wird, was man selbst in der Schule negativ erfahren hat? Ist es die Sorge um den Nachwuchs z. B. an der Orgel, oder um Spieler von Orchesterinstrumenten für aufzubauende oder zu erhaltende Schulorchester? Ist es die Einsicht, daß die Popularmusik einen Platz in der Schule bekommen muß?

Welch ein Glück, daß vom Kirchen- und Schulmusiker, vom Musikschul- und Privatmusiklehrer bis zum Popmusiker eine Reihe verantwortungsvoller Nachwuchsförderer nicht nach der schlechten Bezahlung fragt.

Aber es sind zu wenige, um diesen Berg auf meinem Schreibtisch abzutragen [...] und ich kann nicht zaubern.

Ich knipse das Licht aus und mache mich auf den Heimweg.

Ob ich der GDMK mal einen Artikel schreibe über dieses trübe Kapitel deutscher Musikerziehung?