- 142 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Theorie und Praxis der Musik 
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vertreten werden, jedoch scheint eine gewisse Einigkeit darüber zu bestehen, daß im ersten Unterabschnitt der Einleitung ein Sextakkord der tiefalterierten zweiten Stufe, d. h. ein neapolitanischer Sextakkord, zugrunde zu legen ist. Auch der Abschnitt Takt 32 ff. beginnt – eindeutig – mit einem Sextakkord der zweiten Stufe (bei hochalterierter vierter Tonleiterstufe), d. h. einer Doppeldominante, deren Haupttöne cis und e chromatisch nach c und es unter Beibehaltung des gemeinsamen Tones a in eine weitere Dominante (zur Tonikaparallele) überführt werden.

Selbstverständlich sind auch bemerkenswerte Unterschiede zwischen den beiden Partien zu konstatieren: die eine muß ihre Harmonik aus dem einstimmigen Verlauf heraus erzeugen (wobei spätestens ab dem dritten Takt eine neue Akkordgrundlage vermutet werden muß), bei der anderen ist die Harmonik durch eine Akkordbegleitung vorgegeben, die Töne der melodischen Linie bedürfen lediglich relativ zu ihr gesehen einer Interpretation93

93 Diese hat – etwa beim siebenten und achten Ton der Kleinstichnoten in Takt (b3 und g3) – keine einfache Aufgabe zu lösen.

. Dieser Unterschied erklärt auch den Sachverhalt, daß die Einleitung neben den Haupttönen as und c jeweils auch noch den Ton es mitverwenden muß: ansonsten wäre eine – relativ – eindeutige harmonische Interpretation für den Hörer unmöglich.94
94 Die Eindeutigkeit wird beim Hören beispielsweise bereits schon dadurch verunsichert, daß der erste Ton c zunächst als Grundton erfahren wird, um sich sodann im weiteren Verlauf als Baßton eines Sext-akkordes herauszustellen.

Daß bei der Entsprechung zur Einleitung zusätzlich eine Begleitung in „Normallage“ vorhanden ist, macht auch verständlich, daß der Gesamtambitus C-c3 der Einleitungseröffnung – eine im wesentlichen dreifach um eine Oktave versetzte Wiederholung eines viertönigen Gebildes – nicht ohne Abstriche im Ambitus nach Takt 32 f. übernommen werden kann, ohne in klanglich herausfallende Höhenlagen zu kommen: der Melodieambitus umfaßt daher dort etwa nur noch zwei Oktaven.


Wie dem auch sei, für die These, daß beginnend mit Takt 32 eine stark variierte Wiederholung der Einleitung und unmittelbar anschließend in Takt 34 eine des Hauptthemas erfolgt, bei denen zudem die zeitlichen Proportionen (Largo versus Moderato, ferner auch noch veränderte Notendauernwerte u. ä.) geändert sind, ist wichtig, daß – abgesehen von den gezeigten Einzelentsprechungen – die zwei bzw. drei Teilabschnitte neben der prinzipiell analogen Harmonik auch im Hinblick auf den musikalischen Inhalt, insbesondere in der Reihenfolge der Anordnung der Teile, Gleichheit herrscht, d. h. der Gesamtabschnitt gewissermaßen als ganzer „abgebildet“ wird. Eine derartige beschleunigte bzw. zeitlich „verkleiner-te“ Fassung eines Einleitungsteiles als Teil eines musikalischen Entwicklungs-verlaufes ist im übrigen kein musikgeschichtliches Novum: So wurde beispielsweise für Beethovens Klaviersonate op. 13 dasselbe Konstruktionsprinzip einer stark veränderten Wiederholung in anderem Zeitmaß festgestellt beim Übergang


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