- 14 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Theorie und Praxis der Musik 
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vor; darunter befanden sich Friedrich Hollaender, der Regisseur Billy Wilder und der Schauspieler Peter Lorre.9
9 Bemmann, a. a. a. O. (s. Anm. 2), S. 81.


Sie selbst geriet in Deutschland wegen ihrer amerikanischen Filme unter Druck. Wiewohl sie mit ihrem Image als männermordender Vamp, noch dazu aus einem Film nach dem Roman des politisch mißliebigen Heinrich Mann, nicht im geringsten dem Frauenbild entsprach, das im nationalsozialistischen Deutschland für wünschenswert gehalten wurde, so war man doch daran interessiert, ihren Ruhm zu vereinnahmen und als Propaganda für nationalsozialistische Zielsetzungen zu nutzen. Versprechungen und Drohungen sollten den abtrünnigen Star gefügig machen. Eine Berliner Filmzeitschrift schrieb 1933:


Eine deutsche Künstlerin, und noch dazu eine von Weltruf, wünscht man in deutschem Geist und in deutscher Produktion tätig zu sehen! Es ist nach der nationalen Revolution absurd, daß unsere berühmteste Filmschauspielerin in fremdem Land nach fremden Direktiven in englischer Sprache statt in ihrer Muttersprache Filmrollen spielt, statt ohne Rücksicht auf Gagenforderungen ihre Kunst und ihren Ruhm dem Film des eigenen Volkes zur Verfügung zu stellen.10

10 Monika Sperr (Hg), Schlager. Das große Schlager-Buch. Deutsche Schlager 1800 bis heute, [München 1978], S. [181].

Gefährlicher als der Druck der Öffentlichkeit war der Versuch der Einflußnahme von offizieller politischer Seite, der sich verstärkte, als sich die Dietrich zur Auswanderung in die USA entschloß. In der deutschen Botschaft zu Paris beantragte sie den dafür erforderlichen Paß, dessen Ausstellung jedoch bereits mit Schwierigkeiten verbunden war, wie sie in ihrer Autobiographie beschreibt11

11 Dietrich, a. a. O. (s. Anm. 5), S. 106 f.

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Natürlich würde man meinen Paß verlängern, sagte Herr von W. Aber zuvor habe er mir noch eine besondere Botschaft zu übermitteln: Ich sollte nicht Amerikanerin werden, sondern nach Deutschland zurückkehren. Dafür versprach man mir wörtlich „einen triumphalen Einzug in Berlin durch das Brandenburger Tor“ [...] Ich war höflich, verwies auf meinen Vertrag mit Herrn von Sternberg und erklärte: falls sie ihn auffordern würden, einen Film in Deutschland zu drehen, wäre ich sicherlich bereit, in Deutschland zu arbeiten. – Eisiges Schweigen. Ich hielt meinen imaginären Dolch bereit zum Stoß. Meine Stimme klang dunkel in dem lautlosen Zimmer: „Soll das heißen, Sie möchten nicht, daß Herr von Sternberg einen Film in Ihrem Land dreht (ich betonte das Ihren), weil er Jude ist?“ Plötzlich kam Leben in den Raum. Alle sprachen gleichzeitig. „Sie sind von der Propaganda in Amerika vergiftet worden! Bei uns existiert so etwas wie Antisemitismus nicht...“


Marlene Dietrich erhielt diesen Paß und konnte in den USA ein neues Leben aufbauen. Aber noch bis 1936 gaben die Nazis die Hoffnung nicht auf, sie zur Rückkehr zu bewegen. Goebbels ließ ihr die Nachricht zukommen, sie könne für eine beliebige Währung, z. B. 50 000 Pfund Sterling, steuerfrei einen Film in Berlin drehen. Stoff und Regisseur dürfe sie selbst bestimmen12

12 Wie Anm. 10.

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