- 13 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Theorie und Praxis der Musik 
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Orchester unterstützter Gesang allerdings zunächst nicht. Aber durch den Kreis der mitwirkenden Schauspielerinnen und Schauspieler, zu denen etwa Claire Waldoff und Curt Bois gehörten, fand die Dietrich ihren Weg zur literarischen Revue. Größeren Erfolg hatte sie dann in der Revue Es liegt in der Luft, die Marcellus Schiffer 1928 in Berlin inszenierte. Zusammen mit der damals schon recht bekannten Margo Lion, der Ehefrau Schiffers, konnte sie z. B. mit dem Chanson Wenn die beste Freundin mit der besten Freundin auch ihr parodistisches Talent unter Beweis stellen.5
5 Marlene Dietrich, Nehmt nur mein Leben..., Reflexionen, München 1979 (= Goldmann Tb. 6327), S. 57 - 59.

Zugleich spielte die Dietrich hier eine Rolle, die später für sie typisch werden sollte. Begleitet von Mischa Spoliansky, einem jüdischen Pianisten und Komponisten, der ihr lebenslanger Freund wurde, präsentierte man die Sängerin als mondäne Frau mit leicht ordinärem Schmiß. Der Durchbruch kam mit dem Film Der blaue Engel. Er machte sie mit einem Schlage berühmt und ebnete ihr, ebenso wie dem Komponisten Friedrich Hollaender, den Weg zu einer Weltkarriere.


Hollaender, Sohn des bekannten Operettenkomponisten Victor Hollaender6

6 Bemmann, a. a. O. (s . Anm. 2), S. 54 - 62.

, war schon 1919 zusammen mit Werner Richard Heymann und Mischa Spoliansky im Kabarett von Max Reinhardt aufgetreten. Mit seinen Schlagern Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt oder Ich bin die fesche Lola für den Film Der blaue Engel ging er in die Filmmusik ein und begründete eine Freundschaft mit Marlene Dietrich, die auch nach 1933, im amerikanischen Exil, fortdauerte.7
7 Maurus Pacher, Das gab's nur einmal. Deutsche Schlagerkomponisten und -texter 1910 — 1945, in: Puppchen, du bist mein Augenstern. Deutsche Schlager aus vier Jahrzehnten, hg. v. Lutz-W. Wolff, München 1981 (= dtv tb 1719), S. 176 f.

Der bühnenerfahrene Komponist verhalf der Dietrich zu einem eigenen Gesangs- und Darstellungsstil. In herausfordernder Haltung, teils singend, teils sprechend, die Hände in die Hüften gestemmt und rittlings auf einem Stuhl sitzend spielte sie die Rolle der Lola-Lola, einerseits provozierend, wenn auch mit einer Portion ironischer Distanz, andererseits kaltschnäuzig und abgebrüht, aber auch mit einem Schuß Berliner Dialekt und Humor.8
8 Zur Ausstrahlung von Marlene Dietrich s. Siegfried Kracauer, Von Caligari bis Hitler, Frankfurt a. M. 2. Aufl. 1993, S. 227 f.

Seit dem internationalen Erfolg dieses Films war Marlene Dietrich ein Star und konnte unter zahlreichen Filmrollen auswählen, die ihr auch aus den USA angeboten wurden. Bis zu den Jahren 1932/33 wechselte sie vielfach zwischen New York und Berlin, um ihren beruflichen Verpflichtungen nachzukommen.


Inzwischen warf die nationalsozialistische Machtergreifung ihre Schatten voraus, aufmerksam registriert von der Dietrich, die 1933 für die Paramount-Filmgesellschaft in Hollywood drehte. Nach Abschluß der Dreharbeiten fand sie bei ihrem Aufenthalt in Paris die ersten jüdischen Emigranten aus Deutschland


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