- 138 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Theorie und Praxis der Musik 
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auch als motivisch-thematische Relation auftreten kann. Dies wäre dann der Minimalfall normaler motivischer Beziehungen, bei denen in der Regel jedoch mehr als nur ein Intervall eine Rolle spielt (ob die einzelnen Töne bezogen auf ein harmonisches System dabei ihren jeweiligen Sinn etwa als harmonisch primäre oder sekundäre Erscheinungen verlieren oder ob absolute Intervallgrößen sich mehr oder weniger ändern, wird bei Motiven ungefragt in Kauf genommen). Ähnlichkeitsbeziehungen stellen sich aber auch dann ein, wenn Umrisse nur sehr grob eingehalten bzw. sogar bei bestimmten Abbildungsstrukturen verändert wurden. Den Abschluß der Gedanken zu Chopins G-Moll-Ballade sollen nun Beispiele dieser zuletzt genannten Art bilden. Ein erster Fall, in der eher vage Ähnlichkeit des Umrisses motivische Beziehung konstituierte, war die oben ausgeführte Deutung der Figuration in Takt 36 ff. als modifizierte Form des Hauptthemas. Berücksichtigt man vorrangig die Harmonik und gibt sich für die Melodik mit vagerer Ähnlichkeit zufrieden, so kann sogar das diesem Takt Vorhergehende mit einer Konstellation der Einleitung in Verbindung gebracht werden, wie eine Übereinandermontierung entsprechender Teile zeigt.

Notenbeispiel 26

Von besonderem Interesse ist dabei, daß sich – vor allem bei Berücksichtigung der Pedalisierung – in Takt 35 genau jene Akkordgestalt im Zusammenhang mit einer bestimmten Melodieführung ergibt, die jener vielfach umstrittenen Konfiguration der Einleitung – die Frage d oder es in Takt 789

89 Vgl. z. B. Leichtentritt, a. a. O. [s. Anm. 13], Bd. 2, S. 4, ferner Karl Richard Jüttner, Bemerkungen zu Chopins g-moll-Ballade op. 23, in: Die Musikforschung, 8. Jg. (1955), H. 2, S. 212 sowie insbesondere Ekier, a. a. O. (s. Anm. 9), S. 15 f.

– zugrunde liegt. Während die Motivik des Hauptthemas sich gewissermaßen vom „angestammten“ Platz

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