Eine exkursartige nähere Betrachtung eben dieser Formstelle eines Werkes derselben Gattung sei aufgrund gewisser musikalischer Parallelen erlaubt. Diese abwärts geführten Oktavsprünge in Takt 52 ff. vermitteln in der As-Dur-Ballade in doppelter Hinsicht zwischen erstem und zweitem Thema. Einerseits melodisch-thematisch: die Oktave ist das Rahmenintervall des ersten Themas, sie ist dort stufenweise aufwärtsschreitend ausgefüllt; mit dem zweiten ist sie sogar traditionell motivisch verknüpft, sie ist bereits im charakteristischen Rhythmus des zweiten Themas gehalten, führt diesen gewissermaßen ein und fügt sich nahtlos in die Verkleinerungstendenz der Kopfmotivik ein (Oktave-Sexte-Quinte-Sprung). Andererseits harmonisch: Sie wird als Terz der Haupttonart aus diesem Klang „herausgefiltert“, vereinzelt – ohne Pedal! – und neu harmonisch interpretiert als Quinte der Dominante zu F-Dur. Hierin besteht eine erste Parallele zur G-Moll-Ballade: auch bei ihr erfolgte an der zentralen Überleitungsstelle eine Umdeutung, jedoch nicht nur eines, sondern sogar zweier Töne: Quinte und Grundton der harmonischen Ausgangstonart wurden zur None und Quinte einer Dominante des „zweiten“ Themas. Zweite Parallele: diese Dominante ist wesentlich der Chopin-Akkord mit einer Besonderheit, nämlich daß nicht nur einer, sondern zwei seiner Töne Vorhaltsgebilde bzw. abspringende Wechselnoten zum regulären, in beiden Fällen auch tatsächlich erklingenden Dominantseptakkord sind.83
Notenbeispiel 23 Daß in beiden Fällen die parallelgeführten Stimmen in denselben Ton, den Grundton der Tonika, führen, ist eine weitere, allerdings wohl eher sekundäre Gemeinsamkeit. Schließlich dritte Parallele: beide zweiten Themen sind nicht nur |