- 130 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Theorie und Praxis der Musik 
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Ein wenig auffällig hierbei sind die oberen Nebennoten f1 resp. f2 zu den ihnen folgenden Auflösungen es1 bzw. es2, da sie mit den ihnen benachbarten Tönen fis bzw. fis1 verminderte Oktaven bilden. Diese harmonische Konstellation ist aber weder ein Verstoß gegen die damals gültigen oder gegen ältere musiksprachliche Konventionen, noch ist sie singulär im Chopinschen Werk, wie etwa ein Blick in Takt 100 von Opus 21 zeigt (zudem erklingt der Lösungston es in der linken Hand auch bereits zusammen mit f1). Der Abschnitt Takt 44 ff. ist also nicht nur, wie beispielsweise auch Witten71

71 A. a. O. (s. Anm. 44), S. 49, insbesondere dort Notenbeispiel 51.

schon gezeigt hat, dadurch motivisch legitimiert, daß in ihm – in der linken Hand – die zentralen Sekundkonstellationen vorkommen (zudem speziell in der für das Stück insgesamt bedeutsamen Tonqualität es-d), zu denen dann irgendwelche anderen Figurationen hinzukomponiert werden, vielmehr sind auch diese nicht frei, sondern ihrerseits durch das unmittelbar Vorhergehende vorbereitet. Diese Vorbereitung, was meist übersehen wird, ergibt sich denn auch unmittelbar für die linke Hand: die Abfolge es-d mit dem Zusatz, daß das d auch noch über einem G erklingt, ist nicht nur in Takt 44, zweite Hälfte, und beim Übergang von Takt 45 zum folgenden zu beobachten, es gilt dies auch für die linke Hand ab dem fünften Viertel von Takt 43 bis zum ersten des folgenden72
72 Diese motivischen Beziehungen der Sekunden d-es, die sich ja sogar jeweils in derselben Oktavlage befinden, würden erheblich verunklart, wenn – wie beispielsweise Leichtentritt (a. a. O. [s. Anm. 13], Bd. 2, S. 6) und mit ihm Lange (a. a. O. [s. Anm. 21], S. 144) vorschlagen – in Takt 44 und 46 die Sextparallelen zwischen rechter und linker Hand vom 9. und 10. Achtel auch auf den Rest des Taktes ausgedehnt würden.

, also dem Schlußabschnitt des vorigen Abschnittes (wenn man nicht gar die Folge D-es-d, beginnend mit dem vierten Viertel in die Überlegungen miteinbezieht). Dieselbe Konstellation der Tonqualitäten es, d und g wird für die Spitzentöne der linken Hand auch noch weitergeführt in den Takten 48 bis 51.73
73 Vermittelter Anschluß auch in den Oktavlagen: Takt 44, zweites Viertel, bis 46, erstes Viertel, wird unmittelbar anschließend um eine Oktave nach oben versetzt. In dieser Lage insbesondere in der linken Hand unmittelbar anschließend Takt 48, zweites Viertel, bis Takt 50, erstes Viertel, ein Taktpaar, das ebenfalls unmittelbar anschließend um eine Oktave nach unten versetzt wird (geringfügig irregulär: die Tieferlegung der rechten Hand setzt, den Höhepunkt auskostend, einen Takt „zu spät“ ein).


Notenbeispiel 20



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