- 12 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Theorie und Praxis der Musik 
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Einige Jahre später, 1937, wurde Zarah Leander, mit bürgerlichem Namen Zarah Hedberg, durch den Film Zu neuen Ufern zum Star. Auch von ihrer Person ging eine starke Ausstrahlung aus, die durch eine höchst originelle Musik vervollständigt und verdichtet wurde. Die bis heute berühmten Songs Yes, Sir und Ich steh' im Regen verfaßte der österreichische Erfolgskomponist Ralph Benatzky.


Ähnlich wie die Dietrich verkörpert auch die Leander, wenn auch in ganz unterschiedlicher Art, den Typus der erotisch anziehenden, freizügigen und unkonventionellen Frau, der die Liebe über alles geht.


Die besondere Aura, die beide Frauen bis ins Alter umgab, verdanken sie zu einem nicht unerheblichen Teil ihren androgynen Zügen. Marlene Dietrich liebte es, sich männlich zu kleiden, und bevorzugte schon in den 20er Jahren weite lange Hosen. Sie gab sich gern lässig, trat im Herrenfrack auf und rauchte Zigaretten aus einer langen Spitze. Die androgyne Wirkung der Zarah Leander geht dagegen von ihrer ungewöhnlich tiefen Kontra-Alt-Stimme aus, deren Wirkung sie intensivierte durch dramatisch rollende Rs und eine manierierte Sprechweise, bei der die Konsonanten, insbesondere das N, hervorgehoben und langgezogen wurden: Derr Win-n-nd hat mir ein Lied errzählt...



Marlene Dietrich, Beginn einer Karriere


Welche beruflichen Chancen hatte eine musikalisch begabte und ausgebildete junge Künstlerin aus gutbürgerlichem Hause wie Marlene Dietrich im Berlin der 20er Jahre? Die besten Möglichkeiten boten sich in der Unterhaltungskultur, die vielfältig war in ihrem Anspruch, vorwiegend jedoch bunt und turbulent, mit aufregenden Shows und Reihen von Glitzermädchen, wie z. B. den Tiller-Girls, mit Vorführungen neuester Kleidermoden in Operetten und Revuen, mit turbulenten Tanzveranstaltungen in riesigen, üppig geschmückten Ballsälen. An jeder Ecke wurden Kneipen oder Cafés eröffnet und einfallsreiche Künstler gründeten heute ein Varieté und morgen ein Kabarett oder Theater. In den überfüllten Großstädten war man gierig darauf, sich nach der Tagesarbeit zu entspannen, die grauenvollen Bilder des verlorenen Weltkrieges zu verdrängen und die wirtschaftliche Misere, die Armut und Arbeitslosigkeit wenigstens für kurze Zeit zu vergessen. Witz und satirische Darstellungen waren gefragt, und Unterhaltungskünstler aller Couleur zogen das Publikum magnetisch an.


Marlene Dietrich erhielt 1926 ihre erste kleine Gesangsrolle in dem Stück Von Mund zu Mund. Eine Ausstattungsrevue, in der alle Träume Wirklichkeit werden von Eric Charell.4

4 Bemmann, a. a. O. (s . Anm. 2), S. 28.

Das Hauptmotto hieß: Die Zeiten sind mies – schaff' dir ein Paradies. Besonders aufgefallen war sie und ihr durch Bernhard Ettés Jazz-

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