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auf der Eins pausieren, manchmal auch auf der Eins erklingen. Ab Takt 32 werden
beiden Elemente von der linken Hand gespielt. In Takt 34 nun ist auf der Eins
die Oktave noch vertreten, auf der Vier, dem Beginn der zweiten Takthälfte,
hingegen findet in Antizipation des Kommenden bereits die Reduktion auf den
einzelnen Baßton statt. In die auf der Zwei und Drei bzw. Fünf
und Sechs nachschlagenden Akkorde ist Bewegung gekommen: statt bloß
zu repetieren, sind die zu erwartenden Vierklänge in je zwei aufsteigende,
durch Umkehrung auseinander hervorgehende dreitönige Akkorde verwandelt
(die ganz- bzw. halbtaktigen Baßtöne sind bereits ab Takt 32 für
das Erklingen in voller Länge aufs Pedal angewiesen)66
66 In sehr vielen Fällen erklären
sich die spezifischen, in ihrer Unbekümmertheit des Ineinanderklingens
von Tönen der mittleren und oberen Lagen heutiger Praxis oftmals
zuwiderlaufenden Pedalisierungsvorschriften Chopins letztlich aus ihrer
Verwendung zur Erreichung eines kontinuierlichen Baßstimmenverlaufes.
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. Takt 35 hat in der ersten
Hälfte nahezu schon diejenige Gestalt, die für den kommenden Formabschnitt
in erster und zweiter Takthälfte obligatorisch ist: Baßton auf der
Eins, nunmehr bereits mit Staccato-Punkt67
67 Im Zusammenhang mit der Pedalvorschrift
ist er als Betonung und klangliche Absetzung vom Umgebenden zu deuten,
wenn nicht gar als quasi nur den Pianisten angehende Vorschrift für
den Bewegungsverlauf des Spielapparates.
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versehen, und Reduktion der
Akkordbewegung zwischen der Zwei und Drei auf ein Vorhaltsgeschehen der obersten
Note. Die zweite Hälfte des Taktes ist hinsichtlich des Anschlagens der
Tasten eine ungefähre Wiederholung der ersten, wobei das Weiterklingen
des Baßtones bis zum Taktende – er ist im Rahmen dieses durch Überbindung
(es68
68 In
der Tat verzichtet Chopin hier – ganz im Sinne des in der vorigen
Anmerkung Gesagten – auf das Pedal. Da der Akkord nun zugleich
mit der Baßstimme gegriffen werden kann, ist auch ein Überbinden
der Klänge von der dritten Zählzeit über die vierte hinweg,
wie sie weiter oben in einem bestimmten Argumentationszusammenhang postuliert
wurde, möglich und von Chopin auch realisiert worden.
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Der Oktavsprung D-d kann ohne
weiteres in Verbindung gebracht werden mit jenem der Figur des nachfolgenden
Formteils, der zwischen erster und zweiter Zählzeit ebenfalls einen Oktavsprung
bringt.69
69 Für den Takt 35 (und einer Reihe
weiterer Stellen) schlägt Lange (a. a. O. [s. Anm. 21]) Verbesserungen
des Chopinschen Originaltextes vor, die für diese Stelle allerdings
der hier vorgetragenen Argumentation einiges von ihrer Subtilität
nehmen würden.
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Auf
eine weitere kompositorische Vermittlung zwischen Formabschnitten stößt
man, wenn man die Handhabung der Faktur der Takte 36 ff. bzw. 40 ff. noch
etwas genauer untersucht. In der zweiten Hälfte von Takt 38 bzw. 42 zeigt
sich, daß der Oktavgriff der rechten Hand nicht mehr dieselbe Tonqualität
aufweist, wie die mittlere Stimme der linken Hand70
70 Der Umstand, daß sich in der zweiten
Hälfte von Takt 37 bzw. 42 die eigentliche Dreistimmigkeit punktuell
zur Vierstimmigkeit erweitert, ist weniger bedeutsam: die Verwendung
eines Terzquartakkordes anstelle des einfachen Sextakkordes ermöglicht
an dieser Stelle eine Zwischendominantisierung, die an den übrigen
Stellen wenig Sinn hätte. Daß in Takt 38 ein c fehlt, ist
weniger einfach zu erklären: an der analogen Stelle Takt 43 taucht
es nämlich ganz regulär auf, so daß sich das Argument
von der Anzahl der sich ansonsten ergebenden massiven C-Verdoppelung
als haltlos erweist. Hier wäre der Vorschlag Langes zu einer Ergänzung
für 5. und 6. Viertel von Takt 38 (vgl. Anm. 21 und 69) sinnvoll.
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bzw. zu deren übrigen
Stimmen nicht
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