- 126 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Theorie und Praxis der Musik 
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Abtrennung der ersten beiden Töne in der ersten Hauptthemaphrase übrig bleibt.63
63 Vgl. dazu auch die Motivzergliederung etwa bei Jim Samson in ein x- und y-Motiv (Chopin..., a. a. O. [s. Anm. 3], S. 49).


Die tonlichen Verhältnisse der Faktur der Takte 36 ff. lassen nicht nur Argumente des analytischen Abtrennens zu, sie können auch umgekehrt solche für die motivische Synthese beim Spiel bereitstellen. Betont etwa ein Spieler in den Oktavgriffen der rechten Hand den unteren Ton, so werden die folgenden drei Töne als eben dessen Fortsetzung und nicht als die des oberen gehört, und mithin wird eine Figur ins Bewußtsein gebracht, die dem Hauptthema noch mehr ähnelt als das bloße abgespaltene Dreitonmotiv. Insbesondere ist zu bedenken, daß die Bewegungsumkehr auch an genau jener Stelle des Taktes zu liegen kommt, die es im Hauptthema einnimmt. Daß damit der Endton der Figur – es wird ja nur ein Achtel abwärts geführt statt deren zwei – nicht auf die Zählzeit zu liegen kommt, läßt sich „überspielen“: wird diese Note hinreichend betont, ist ihre synkopische Überbindung nachvollziehbar. Das Hauptthema selbst kennt ja – etwa in Takt 100 f. – Erscheinungsformen, in denen die Ultima und Pänultima der Figur bereits eine Tonwiederholung einschließen. (Auch an dieser Stelle beachtenswert Chopins Tendenz der vermittelten Einführung neuer Gedanken64

64 Vgl. Anm. 49.

: diese Tonwiederholung läßt einen unmittelbaren Bezug zu dem Achtelauftakt zu, mit dem die sich daran anschließende motivische Arbeit mit dem Sekundmotiv der zweiten Phrase operiert – Takt 102 f.; äußerst kunstvoll ist auch die Wiederverbreiterung des Achtels zum Auftaktviertel in Takt 105, mit dem unmittelbar der Seitensatz anschließt.)

 

Notenbeispiel 17

Unter der Idee einer Vermittlung von Gegensätzen ließe sich der Gedanke, daß die Figur der rechten Hand ab Takt 36 eine Variante der ersten Hauptthemaphrase sei, noch weiter treiben: die Anknüpfung am unteren Ton des Oktavgriffes und


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