- 124 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Theorie und Praxis der Musik 
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daß das Sekundintervall für die Ballade von besonderer Bedeutung ist56
56 Freilich wäre dies kein werkspezifisches Merkmal: Sekundintervalle als Hauptkonstruktionselemente finden sich vielfach im Œuvre dieses Komponisten (und selbstverständlich auch anderer); so etwa zeigte Jozef Michal Chominski die Bedeutung des Sekundintervalles für die „wspwspolnosc substancji“ (Sub-stanzgemeinschaft) in den Präludien op. 28 (Problem formy w Preludiach Chopina, in: Kwartalnik Muzyczny, 7. Jg. [1949], Nr. 28 [Okt./Dez.], S. 349 ff.).

, doch will es zunächst nicht recht einleuchten, daß jenes, das den Beginn der ersten Phrase (c1-d1) bildet, mit jenem in einem sinnfälligen auditiven Zusammenhang steht, das die zweite Phrase d2-c2 des Themas ausmacht: ein Motiv, das seinerseits in doppelter Hinsicht (zeitlich als Achtel innerhalb einer zusammengehörigen Achtelfolge und harmonisch) in eine Folge von Tönen integriert ist, mit seiner sechsfachen Vergrößerung, die eine wohlabgetrennte selbständige Phrase bildet, in auditive Verbindung zu bringen, bedarf starker Argumente. Eines der stärksten Argumente ist ganz allgemein der weitere Verlauf eines Stückes: ob der Komponist ein bestimmtes Element auch in jenem Sinne behandelt, wie es die Analyse heraustrennt.57
57 Bezogen auf die Frage, was ein Motiv sei, formuliert Schönberg in diesem Sinne: „Jedes [...] Merkmal [...] muß als Motiv an sich angesehen werden, wenn es als solches behandelt wird, d. h. wenn es mit oder ohne Variation wiederholt wird.“ (Die Grundlagen der musikalischen Komposition. Ins Deutsche übertragen von Rudolf Kolisch. Hg. von Rudolf Stephan. [2 Bde.] Text. Notenbeispiele, Wien: Universal Edition 1979, Text-Band, S. 16.)

In dieser Hinsicht ist die Faktur des in Fakturtechnik58
58 Zu diesem Begriff vgl. die Ausführungen des Verfassers, Frédéric Chopin..., a. a. O. (s. Anm. 16), S. 15 ff.

gehaltenen Abschnittes Takt 36 ff. eine Art Schlüsselstelle.


Notenbeispiel 16


 

Die Satzstruktur der Takte 36 ff. ist – sieht man von Oktavverdoppelungen und konstanten Nebennoten-Hauptnoten-Verhältnissen59

59 Es sind dies im einzelnen folgende Verhältnisse: Der Baßton auf der Eins bildet auf der zweiten und dritten Zählzeit um eine Oktave noch oben versetzt den unteren Akkordton der linken Hand; deren mittlerer Akkordton die Achteloktave in der rechten; die übrigen Töne der rechten Hand sind oberer leitereigener und unterer chromatischer Nebenton zu jener Tonhöhe, die bei den zugrundeliegenden Sextakkorden die Sexte bildet, sie bestimmt auch die Oberstimme des Akkordes der linken als Haupt- und leitereigenen oberen Nebenton (zu Abweichungen erfolgen weiter noch unten einige Ausführungen).

ab – in harmonischer Hinsicht

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