Notenbeispiel
15
Abgesehen
von den besprochenen harmonischen Unterschieden52
52 Hätte Chopin die Harmonik lediglich
von einer Folge von halbtaktiger Zwischendominante mit einer gleich
langen Haupt- bzw. Nebenstufe in eine unveränderte Wiederholung
desselben Akkordes geändert, so würde der harmonische Rhythmus
schlagartig verlangsamt. Unter diesem Gesichtspunkt ist zu verstehen,
daß die harmonische Grundlage der Wiederholungsfigur durch einen
Nebentonakkord bereichert wurde.
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haben zwar beide Figuren in
etwa dieselbe Kontur. Genauer betrachtet – und unter Einbeziehung des
genetische Aspekts – sind aber auch deutliche Differenzen wahrzunehmen:
der Terzfall im Baß hat in der einen Figur eine Gegenbewegung in der Oberstimme
(chromatisch verbunden die Haupttöne Terz und Quinte, letzterer mit diatonischer
bzw. chromatischer oberer Wechselnote53
53 Welche der beiden Formen gewählt
wird, hängt davon ab, der Folgeakkord Dur- oder Molldreiklang ist,
was seinerseits ja durch die Leitereigenheit der Akkordtöne bestimmt
ist.
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), in der anderen sind Oberstimme
und Baß in Parallelbewegung gehalten, wie das analytisches Konstrukt der
nicht gebrochene Form dieser in die Systematik des „Viertonmodelles“54
einordenbaren Figur noch deutlicher
zeigt. Wollte man dem „Beziehungs-wahn“ freien Lauf lassen, so könnte
man auf Basis der Intervalle: Sekunde plus Terz, argumentieren, daß es
sich um Kernelemente des Grundmotives (sogar in doppelter Ausfertigung) handelt.
Immerhin: faßt man den auftaktigen Akkord der zweiten Figur nicht als
selbständiges Gebilde, sondern als mehrfache Nebentoneinstellung, so bleibt
als Gerüst der – allerdings nicht unmittelbar harmonisch weitergeführte
– Chopin-Akkord übrig.
Hiermit
ist ein Frage angesprochen, die im folgenden ein wenig ausgeführt werden
soll, nämlich die, inwieweit die Gleichheit eines oder nur weniger Intervalle
ausreicht, um das zu konstituieren, was man ästhetisch erfahrbare Einheit
bzw. Beziehung bezeichnet (mit der Hintergrundfrage, inwieweit ein Interpret
durch seine Spielweise derartigen Beziehungen auf die – zeitlichen –
Sprünge helfen kann). Geht man davon aus, daß die für den
Verlauf einer Komposition relevanten motivisch-thematischen Elemente insbesondere
im Thema präsentiert wurden, so lassen sich für die G-Moll-Ballade
auf der Ebene der sukzessiven Intervalle für die erste Phrase (c1,
d1, fis1, b1, a1, g1)
drei verschiedene Größen feststellen: Sekunden, eine Terz und eine
verminderte Quart. Die mehrfach vorkommenden Sekunden
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