Notenbeispiel
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Von
einem gewissen Interesse ist in dem von dieser Figuration bestimmten Abschnitt
und dem ihm folgenden die Harmonik, die dabei aber in so engem Zusammenhang
mit Figuration und Motivik steht, daß – obwohl die Harmonik im
engeren Sinne nicht der Gegenstand dieser Überlegungen bildet –
einige Ausführungen dazu gerechtfertigt erscheinen. Eine harmonische
Analyse dieser Abschnitte, die u. a. auf die Tatsache hinweist, daß
in etwa Takt 150 ff. die relevanten Baßtöne sich entlang einer
Ganztonleiter bewegen, lieferte bereits Witten47
47 A. a. O. (s. Anm. 44), S. 80.
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. Von Interesse scheint aber
weniger diese Tatsache an sich, als vielmehr die subtile kontextuelle Einbettung,
die der Komponist dabei vornahm. Der harmonische Verlauf ist von folgenden Gesichtspunkten
getragen: Ausgehend von einer durch kadenzielles Geschehen mit den drei Hauptfunktionen
befestigten Tonart Es-dur (Takt 138 bis 145) erfolgte eine Sequenzierung, die
im wesentlichen noch auf Es-Dur beziehbar ist: unter Verwendung der Figur des
obigen Notenbeispiels erklingen nacheinander die Subdominante, Dominante und
Tonikaparallele von Es-Dur, wobei diese leitereigenen Akkorde As-Dur, B-Dur
und C-Moll jeweils mit Zwischendominanten versehen wurden, die ihrerseits bereits
nicht mehr ausschließlich aus Tönen der Tonart bestehen: die Septakkorde
auf Es (mit leiterfremden Des), F (mit a) und G (mit h), wobei die Verknüpfung
der leitereigenen Hauptakkorde mit den daran anschließenden Zwischendominanten
des nächsten Hauptakkordes zusätzlich durch eine chromatische Baßführung
motiviert ist (etwa in Takt 146 f. der Baßton von As-Dur über G,
Ges nach dem in Takt 147 nachschlagenden Baßton des [Zwischen-]Dominantseptakkordes
auf F). Die anschließende Rückleitung zur Tonika, die in der Oberstimme
als abwärtsgeführte chromatische Leiter ausgebildet ist (und somit
zur „kugeligen“, langsam aufsteigenden chromatischen Linie des Sequenzabschnittes
korrespondiert) erfolgt in Takt 149 durch die Kadenzbestandteile Mollsubdominante
mit sixte ajoutée (als Terzquartakkord der II. Stufe) und Dominantseptakkord.48
48 Durch die Tiefalteration der Subdominantterz
wird eine chromatische Linie C (Grundton der Tonikaparallele), Ces (Mollterz
der Subdominante) und B (Grundton der Dominante) ermöglicht, die
der Chromatik im Vorhergehenden entspricht; diese Baßführung
wird im Folgenden noch zweimal bedeutsam: erstens Takt 156 (His bzw.
C), 157 (Ces), 158 (B) und zweitens – vgl. dazu die Ausführungen
oben im Zusammenhang mit der Figur von Takt 158 ff. – Takt 162
bis 166.
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Der besondere Witz ist nun,
daß Chopin unter dem Deckmantel einer variierten Wiederholung den sequenzierenden
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