Werkentstehung betreffender, als ästhesischer, d. h. die
Wahrnehmung des fertigen Werkes durch den Hörer betreffender Art sei41
41 Zu den Termini Poiesis/Ästhesis
als von Poetik/Ästhetik abgehobenem Paar vgl. Jean-Jacques Nattiez,
Fondements d’une sémiologie de la musique, Paris:
Union Générale d’Éditions 1975 (= Collection
1018; Bd. 1017), S. 51 f.
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; zweitens im Hinblick darauf,
daß derselbe musikalische Hauptinhalt, d. h. nach allgemeinem Verständnis
die Melodie und ihre zugehörige Harmonisierung, bei minimalen strukturellen
Differenzen zwischen seinen verschiedenen Erscheinungsformen – sie ließen
sich als Varianten bezeichnen – ausdrucksmäßig hingegen erheblich
Unterschiede aufweist. Beide in ihrer Blickrichtung entgegengesetzten analytischen
Aspekte – der eine die Einheit, der andere die Unterschiede akzentuierend
– seien an anderen Sektionen der Ballade fortgesetzt. Zunächst zur
zuletzt genannten Betrachtungsweise, der Hervorhebung der Unterschiede in der
Einheit: Im unmittelbaren Anschluß an den Seitensatz folgt ein Abschnitt,
den man zumindest bei seinem ersten Auftreten als epilogartig bezeichnen kann.
Er enthält in seiner melodischen Substanz Elemente, die auf das Hauptthema
verweisen, so daß man an dieser Stelle von einem direkten (zeitlichen)
Aneinanderrücken der beiden Ausformungen der Grundidee sprechen kann. Dieser
Bezug geht sogar soweit, daß es sich innerhalb eines Ausschnittes um ein
fast wörtliches Melodiezitat handelt.42
42 Selbst Günther Wagner, sonst eher
rigide, wenn es darum geht, Motivbeziehungen zu sanktionieren, teilt
diese Ansicht (a. a. O. [s. Anm. 13], S. 15 f.).
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Notenbeispiel
10
![Frame11](../Henning_gesamt_html_227483.gif)
Dem
steht gegenüber, daß der sensible Hörer, der sich auch hermeneutischen
Überlegungen nicht verschließt, intuitiv auf der Unvergleichlichkeit
der Wirkung und Bedeutung der beiden Stellen beharren wird: die Erscheinungsform
des Hauptthemas sei gewissermaßen der Beginn des ernsthaften Erzählens
einer „wichtigen Begebenheit“, also die Exposition der eigentlichen
Narration, die des Epiloges hingegen eine Evokation eines Glückszustandes
im Rahmen der geschilderten Balladenhandlung, in die sich der Erzähler
versinkend verliert, um mit dem Wiedereintritt des Hauptthemas sich quasi
wie mit einem Ruck zur Fortsetzung der Erzählung der das geschilderte
Geschehen vorantreibenden Handlung zu entschließen. Diese spezifischen
Unterschiede können aber auch direkt strukturellen Sachverhalten zugeordnet
werden. Wiederum in Stichworten: Die Figur in Takt 8
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