rechten Hand alle vier Formen identisch,
sie bilden im wesentlichen Quartenparallelen, die klanglich als solche auch
deutlich vernehmbar sind. Die erste Quarte c1-f1 selbst
ist durch das Vorangehende aufs nachdrücklichste motivisch vorbereitet – sie
ist Quinte und Oktave eines F-Dur-Klanges (die Durterz, angeschlagen in Takt
64 verhallt, es bleibt eine leerer, wiederholt bestätigter Quint-Oktavklang
übrig). Eine erste spezifische Besonderheit dieser Stelle ist nun, daß Chopin
die harmonische Funktion dieser Quart umdeutet, und zwar durch Hinzutretenlassen
eines Baßtones, des Kontra-B, mit Staccatopunkt abgesetzt und mit anschließendem
großem B und kleinem As. Durch dieses nachträgliche Hinzufügen eines sich
als Baß- und Grundton durchsetzenden tiefen Tones und seiner kleinen Septime
wird die Quarte selbst umgedeutet als große None und Quinte eines Dominantseptnonenakkordes
(bei fehlender, jedoch unmittelbar darauffolgend nachgereichter Terz) – ein
harmonisches Verfahren, das später etwa von Maurice Ravel in größerem Umfange
genutzt werden wird. Eine zweite Besonderheit ist die Quartenparallele selbst:
so wie die Dominantquinte entsprechend dem harmonischen Kerngedanken in die
Sexte (Tredezime) weitergeführt wird, wird die darunterliegende None parallel
(im Gegensatz zur üblichen, regelgerechten Fortführung) in die Dezime (bzw.
Terz) überführt. Dieser – werkspezifische – harmonische Einfall lag für Chopin
insofern nahe, als er die Verbindung zweier personalstiltypischer Elemente
darstellt: des Chopin-Akkordes einerseits und der spieltechnischen Konstellation
einer Doppelgriffstruktur andererseits.31
31 Das
Argument mit der Doppelgriffstruktur erhält seine volle Evidenz
erst vor dem Hintergrund der Systematik des vom Verfasser beschriebenen
und von ihm sog. „Viertonmodelles“, einer Art satzgenerierenden
spieltechnisch-harmonischen Subgrammatik Chopins (vgl., Frédéric
Chopin..., a. a. O. [s. Anm. 16], S. 110 ff.).
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(Bezieht man die Töne
der linken Hand mit ein, so ergibt sich latent sogar ein parallelverschobener
Sextakkord: as-c32
32 Eine
weitere marginale Änderung betrifft noch den 4. Ton der Stimme
der linken Hand; interessant im Zusammenhang mit dieser Änderung
sind Feinheiten der ebenfalls, wenn auch geringfügig geänderten
Pedalisierung.
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Eben diese Form der Baßstimme
tritt in den beiden weiteren Wiederholungen unverändert auf. (Die ex-negativo-Begründung
für die Besonderheit der allerersten Form ist klar: die Idee der Umdeutung
der Quarttöne, bei allen drei Wiederholungen nicht mehr vorkommend, macht
die Präsenz des Grundtones auf der Eins erforderlich.)
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