- 105 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Theorie und Praxis der Musik 
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Relation nicht irgendwelche, sondern gewissermaßen prominente Stellen, an denen – vor dem Hintergrund der Sonatenform, man denke an die kaum mehr überschaubare Literatur über die Beziehungen von Haupt- und Seitensätzen bei klassischen und romantischen Komponisten23
23 Stellvertretend hierfür sei eine Dissertation genannt: Johanne Dorothea Thäle, Die Klaviersonate bei Mendelssohn Bartholdy, Chopin, Schumann und Liszt. Ein Beitrag zur Geschichte der Klaviersonate des 19. Jahrhunderts, Diss. phil. Halle a. d. S. 1973.

– dies ja auch gattungsgemäß erwartet werden kann.


In der Chopinschen Ballade ist jedoch eben diese Beziehungen zwischen Haupt- und Seitensatzthema nicht von einfacher Art: läßt man als Zentraltöne des Hauptthemas eine Folge von aufsteigender kleiner Terz resp. verminderter Quart mit anschließender schrittweiser, das Intervall ausfüllender Abwärtsführung gelten, so kann die Tonfolge des Seitenthemas – eben die Folge aufsteigender Sekundschritt mit anschließender fallender Terz – als ein – freilich vager – minimaler Zweiton-Krebsverlauf des ersten gesehen werden. Dieses Verhältnis der beiden Teile zueinander läßt – wie Hans-Christian Schmidt bei Gelegenheit24

24 In den Osnabrücker Nachrichten vom 27. April 1995 anläßlich einer vom Verfasser kommentierten Aufführung der Ballade durch Thomas Reckmann im Rahmen der Reihe „Universitätsmusik“.

zu recht bemerkte – den „Beziehungszauber“ nicht auftreten. Etwas plausibler wird das „unterirdische“ Konstruktionsverhältnis der beiden Themenköpfe, wenn man – wie schon teilweise angedeutet – die Harmonik mitberücksichtigt: nicht nur sind die fraglichen Töne bei ihrer Beziehung auf die jeweilige Tonart in ihrer relativen Lage zum Grundton im wesentlichen identisch, sie sind darüber hinaus von derselben harmonischen Wurzel abgeleitet25
25 Auf diese Beziehung ist u. a. bereits von Alan Rawsthorne, Ballades, Fantasy and Scherzos, in: The Chopin Companion. Profiles of the Man and the Musician, hg. von Alan Walker, New York: W. W. Norton 1973, S. 47, hingewiesen worden.

, die ihrerseits nicht irgend eine, sondern eine für den Komponisten personalstiltypische ist: vom sogenannten Chopin-Akkord26
26 Vgl. Ludwik Bronarski, Akord chopinowski, in: Kwartalnik Muzyczny, 1930/31, Nr. 12/13, S. 369–380.

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Notenbeispiel 7



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