Relation nicht irgendwelche, sondern
gewissermaßen prominente Stellen, an denen – vor dem Hintergrund
der Sonatenform, man denke an die kaum mehr überschaubare Literatur über
die Beziehungen von Haupt- und Seitensätzen bei klassischen und romantischen
Komponisten23
23 Stellvertretend hierfür sei eine
Dissertation genannt: Johanne Dorothea Thäle, Die Klaviersonate
bei Mendelssohn Bartholdy, Chopin, Schumann und Liszt. Ein Beitrag zur
Geschichte der Klaviersonate des 19. Jahrhunderts, Diss. phil. Halle
a. d. S. 1973.
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– dies ja auch gattungsgemäß
erwartet werden kann.
In
der Chopinschen Ballade ist jedoch eben diese Beziehungen zwischen Haupt-
und Seitensatzthema nicht von einfacher Art: läßt man als Zentraltöne
des Hauptthemas eine Folge von aufsteigender kleiner Terz resp. verminderter
Quart mit anschließender schrittweiser, das Intervall ausfüllender
Abwärtsführung gelten, so kann die Tonfolge des Seitenthemas –
eben die Folge aufsteigender Sekundschritt mit anschließender fallender
Terz – als ein – freilich vager – minimaler Zweiton-Krebsverlauf
des ersten gesehen werden. Dieses Verhältnis der beiden Teile zueinander
läßt – wie Hans-Christian Schmidt bei Gelegenheit24
24 In den Osnabrücker Nachrichten
vom 27. April 1995 anläßlich einer vom Verfasser kommentierten
Aufführung der Ballade durch Thomas Reckmann im Rahmen der Reihe
„Universitätsmusik“.
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zu recht bemerkte –
den „Beziehungszauber“ nicht auftreten. Etwas plausibler wird das
„unterirdische“ Konstruktionsverhältnis der beiden Themenköpfe,
wenn man – wie schon teilweise angedeutet – die Harmonik mitberücksichtigt:
nicht nur sind die fraglichen Töne bei ihrer Beziehung auf die jeweilige
Tonart in ihrer relativen Lage zum Grundton im wesentlichen identisch, sie sind
darüber hinaus von derselben harmonischen Wurzel abgeleitet25
25 Auf diese Beziehung ist u. a. bereits
von Alan Rawsthorne, Ballades, Fantasy and Scherzos, in: The
Chopin Companion. Profiles of the Man and the Musician,
hg. von Alan Walker, New York: W. W. Norton 1973, S. 47, hingewiesen
worden.
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, die ihrerseits nicht irgend
eine, sondern eine für den Komponisten personalstiltypische ist: vom sogenannten
Chopin-Akkord26
26 Vgl. Ludwik Bronarski, Akord chopinowski,
in: Kwartalnik Muzyczny, 1930/31, Nr. 12/13, S. 369–380.
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Notenbeispiel
7
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