- 100 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Theorie und Praxis der Musik 
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Notenbeispiel 1


Jedoch nicht nur die Dynamikgestaltung stiftet oder – im negativen Fall – verhindert die auditive Sinnfälligkeit motivischer Zusammenhänge, sondern auch die des mikrozeitlichen Ablaufs. Ein Beispiel für die zentrale Bedeutung der zeitlich-agogischen Mittel kann an der unmittelbaren Fortsetzung des Verlaufs der linken Hand an der genannten Stelle gezeigt werden. In der zweiten Hälfte von Takt 25 tritt an die Stelle der fünftönigen Figur ein mit Verzierungsnoten versehener Triller. Werden nun die beiden Vorschlagsnoten und die zwei ersten Trillertöne agogisch etwas breiter gestaltet, als es der Wert von Sechzehntel-Kleinstichnoten zunächst nahelegt, so wird klar, daß es sich beim Trilleranfang um die variierte Fortsetzung der Figur aus der ersten Takthälfte handelt. (Daß dazu ein Spielen der Vorschlagsnoten auf dem Taktteil und eine Auffassung des Trillers als mit der oberen Nebennoten beginnend, d. h. ohne Tonwiederholung zu spielend, erforderlich bzw. dienlich ist, bildet keinen Gegensatz zu den bekannten Prinzipien der Chopinschen Aufführungspraxis.)


Notenbeispiel 2


Mehr noch: verbreitert man agogisch auch noch die chromatisch-halbtonschritti-gen Nachschlagsnoten, so können diese als vermittelnde Antizipation der Halbtonschritte in Vierteln angesehen („angehört“) werden, die die Auftakte der linken Hand zu Takt 27 und 28 bilden (und die ihrerseits die Melodisierung der Oberstimme in Takt 27 motivieren, ehe sie wieder zur Hauptthema-Melodik mit ihren Sekundmotiven in punktierten Halben zurückkehrt).


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