- 54 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Musik und Leben 
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werde auch »unserem Gauleiter« in den nächsten Tagen informieren. »Es wird Ihnen nicht schwerfallen, ein entscheidendes Wort mitzusprechen«.25
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Dost an Johst vom 23. März 1944, BArch, R 56 V/28, Bl. 19 f.

Darin täuschte er sich jedoch. Denn Johst war keineswegs geneigt, sich hier einzumischen, vielmehr riet er ihm, seine Stadt angesichts der Kriegslage nicht in den Mittelpunkt allgemeiner, das heißt auch feindlicher Aufmerksamkeit zu ziehen. »Wir werden allem menschlichen Ermessen nach die kommenden Monate ein Fortissimo erleben. Ich bitte Sie daher in Ihrem eigenen Sinne, machen Sie für Ihre liebe Stadt im Augenblick nicht zu viel Propaganda. Die Augen und Ohren des Secret-Service sind sehr scharf, und wo sich kulturell etwas tut, und wo eine Stadt Grossstadt [!] wird, vermuten diese Brüder nur zu gern auch ein Anwachsen industrieller Bedeutung. Sie nehmen dann den Hörer in die Hand und setzen sich mit ihrer Luftwaffe in Verbindung.« Reklame könne man nach dem Kriege dann »wirklich frisch und fröhlich genug machen«. Im übrigen habe er keine Zeit nach Zwickau zu kommen, denn er reise eben wieder »ins Hauptquartier«.26

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Johst an Dost vom 11. April 1944, BArch, R 56 V/28, Bl. 18. Mit dem »Hauptquartier« meinte Johst die Feldkommandostelle seines Freundes, des Reichsführers SS Heinrich Himmler. Dort hielt sich der Dichter während des Krieges oft wochenlang auf. Vgl. Düsterberg (1999).

Überhaupt geriet der rührige Dost, trotz aller ideologischen Linientreue, zunehmend in die Mühlen der gegenläufigen Interessen von Propagandaministerium und Amt Rosenberg, die ja beide ihre Leute in die Führung der DRSG positioniert hatten. Das eskalierte im Juni 1944 bis hin zum offenen Streit. Dost hatte ohne Absprache mit dem Ministerium den mit 5.000 RM dotierten Robert-Schumann-Musikpreis der Stadt Zwickau des Jahres 1944 Hans Pfitzner zugesprochen, dem jener auch am 12. Juni während der schon erwähnten Musiktage übergeben wurde. Die Ehrung wurde vom „Beauftragten des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP, Amt Musik”, ausdrücklich begrüßt. In einem Schreiben des zuständigen Bereichsleiters Dr. Gerigk an Dost vom 22. Juni hieß es: »Von meinem Mitarbeiter, Abschnittsleiter Pg. Dr. Wolfgang Boetticher, erfahre ich, daß der Musikpreis der Deutschen Robert-Schumann-Gesellschaft von Ihnen an Hans Pfitzner verliehen worden ist. Ich möchte Sie zu dieser ausgezeichneten Wahl beglückwünschen. Da ich weiter erfahren habe, daß gegen die Verleihung des Preises an Pfitzner Bedenken geäußert worden sind, darf ich Sie vertraulich darauf hinweisen, daß Pfitzner gerade von Reichsleiter Rosenberg besonders positiv beurteilt wird. Unser Reichsleiter hatte vor Kriegsbeginn sogar die Absicht, Pfitzner beim Führer für eine exzeptionelle Ehrung vor dem ganzen deutschen Volk in Vorschlag zu bringen. Die Einwände, die man gegen Pfitzner vorbringt, beruhen sämtlich auf Merkwürdigkeiten im persönlichen Umgang mit


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