- 49 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Musik und Leben 
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und junge Künstler unterstützen, dem Komponisten gewidmete Musikfeste veranstalten, die Schumann-Stiftung stärken und die in Zwickau zu errichtende Schule für instrumentale und vokale Musikerziehung fördern wolle. Mitglieder werden können, wie im NS-Staat allgemein erforderlich, nur »deutsche Volksgenossen« sowie »sonstige Personen, die unbescholten und arischer Abstammung sind« (§ 3). Gemäß dem Führerprinzip entscheidet der Präsident allein über deren Aufnahme; Funktionsträger werden nicht gewählt, sondern benannt oder berufen. Sollten Ortsverbände gegründet werden, so bestimmt der Präsident »im Einvernehmen mit dem zuständigen Hoheitsträger der NSDAP« den Ortsverbandsführer (§ 6). Desgleichen beruft der Gauleiter und Reichsstatthalter »im Einvernehmen mit dem Reichspropagandaminister« den Präsidenten, der wiederum Beiräte (§ 8) einsetzt und die Mitarbeiter der Gesellschaft und deren Aufgaben bestimmt (§ 7).16
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Deutsche Robert-Schumann-Gesellschaft Zwickau (Sachsen) e. V., Satzung. 3. Juni 1943, archiviert in: BArch, R 56 V/28, Bl. 93–96; vgl. auch Bl. 65–70 (typographische Fassung vom 6. März 1943).

Vom 16. August 1943 datiert ein vom Generalsekretär der DRSG Meyer-Giesow unterzeichneter »Aufruf!«, von dem mir allerdings nicht bekannt ist, ob er auch tatsächlich veröffentlicht worden ist. Der Text gibt detailliert Auskunft über die mit der Neugründung verfolgten politisch-ideologischen und musikalischen Ziele; er soll daher an dieser Stelle ungekürzt zitiert werden: Auf Veranlassung der Herrn Reichsstatthalters und Gauleiters Martin Mutschmann ist unter Zustimmung des Reichspropagandaministeriums die Robert Schumann-Gesellschaft in Zwickau in eine »Deutsche Robert Schumann-Gesellschaft« umgewandelt, zur ihrem Präsidenten SS-Gruppenführer Staatsrat Hanns Johst berufen worden.

An der Schwelle des 5. Kriegsjahres beginnt die neue »Deutsche Robert Schumann-Gesellschaft« ihren Werbefeldzug. Vor den Toren Europas, in dessen Mitten [!] Deutschland wie die Zitadelle einer Festung liegt, erheben Amerikanismus und Bolschewismus ihr feindseliges Haupt. Gegen die Mächte des Materialismus und kulturellen Niederganges pflanzen wir das Banner des Idealismus, der Ordnung und des kulturellen Aufbaues auf. Die »Deutsche Robert Schumann-Gesellschaft« sieht ihre Aufgabe darin, sich im Sinne ihres Schutzpatrones in diesen Kampf einzuschalten. Wir wollen Treue mit Treue vergelten: wie Robert Schumann Zeit seines Lebens mannhaft für alles Deutsche in der Kunst eintrat, so wollen wir sein zutiefst deutsches Wollen und Vollbringen in jeder Weise fördern. Wir wollen nach Schumanns Vorbild allem, was in der Kunst jung und gesund, schöpferisch begabt und von ernstem Streben beseelt ist, die Wege ebnen und allem Philistertum den Kampf ansagen. Wir wollen – mit Hanns Johst, dem Dichter, an der Spitze – unser förderndes Augenmerk richten auf die Doppelbegabung des Musikers und Schriftstellers, wie wir sie ausser bei Schumann auch bei anderen grossen Deutschen, wie Carl-Maria von Weber, E. T. A. Hoffmann, Franz Liszt, Richard Wagner und Hans Pfitzner finden. Ebenso sei es unsere Aufgabe, das Andenken Clara Schumanns, dieser grossen Künstler- und Frauengestalt, lebendig zu erhalten

Es ergeht nun der Ruf an alle Musikfreunde in der Welt, vornehmlich an alle Deutschen diesseits und jenseits der Grenzen, zur »Deutschen Robert Schumann-Gesellschaft« zu kommen. Wir rufen alle verantwortungsbewussten Kulturträger, die Komponisten, alle konzertveranstaltenden Organisationen, die Solisten – den Sänger, den Geiger, den Cellisten, den Kammermusiker –, den Kulturpolitiker, den Musikschriftsteller, die Orchester- und Chorvereinigungen. Wir rufen vor allem die deutsche Jugend auf, sich zu Robert Schumann durch die Tat zu bek[e]nnen.


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