nochmals die erstaunliche Tonballung und ihre Zusammensetzung
verdeutlichen.
Daraufhin entspann sich zwischen beiden ein längeres Gespräch, bei dem auch die
berühmtesten Tonkünstler des Hofes anwesend waren und danach sich nicht genug
verwundern konnten über die Wissenschaft und die tiefgründige Kenntnis, welche dieser
ganz ohne Ausbildung und musikalische Unterweisung herangewachsene Jüngling
besaß.
Kaiser:
Wie ist Er auf den Gedanken verfallen, den ersten der beiden Akkorde zu ersinnen, da
Ihm doch niemand die Aufgabe dazu gestellt hat, wie ich aus dem Bericht meines
Abgesandten entnommen habe?
Wilhelm:
Meine selige Mutter sang bereits an meiner Wiege, auch weiterhin bis an ihr Ende eine
Melodie, welche auf geheimnisvolle Weise nicht nur die Töne des Grunddreiklanges und
desjenigen der vierten, zuvorletzt gar der fünften Stufe abwechselte, sondern zugleich
auch einmal in tertiam majorem und dann wieder in minorem auswich. Sie benutzte
diese Weise, welche sie von einem mulattischen Sklaven am Hofe erlernt hatte, als
Schlummerlied. Ich jedoch ward dadurch immer aufmerksamer, und auch nach ihrem
Tode ging mir die Melodie nicht aus dem Kopfe, bis ich auf meinem ersten
Marsche nach W. . . die Lösung fand. Jedoch entschwand sie mir wieder, und erst
in der Studierstube bei Meister Eygelb fand ich sie wieder nach mancherlei
Mühen.
Kaiser:
So ist Er wohl ein natürliches Ingenium zu nennen, das seine Bildung nicht den
Menschen, sondern Gott, unser aller Herr, verdankt.
Hier erhob sich der Herrscher zum Zeichen seiner Ehrerbietung vor dem himmlischen
Vater, und alle Umstehenden folgten ihm hierin nach. Als er sich wieder niedergelassen
hatte, fragte er Wilhelmen nach dem Ursprung des zweiten Akkordes.
Wilhelm besann sich eine Zeitlang und platzte dann heraus:
Es ist die Tritonus-Substitution!