- 411 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Musik und Leben 
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der Aufnahme des Akkordes ins Lehrprogramm wohlwollend gegenüber, ebenso einer möglichen Aufnahme seines Schöpfers als Mitglied der Kommission, könne aber eine Entscheidung nur fällen, wenn der Nachname angegeben werde. Wilhelm alleine reiche nicht aus. Wilhelm schlug sich mit der Hand vor die Stirne: Hatte er doch diese Hauptfrage über all der musiktheoretischen Arbeit vergessen! Sofort suchte er um eine Audienz bei Bürgermeister Stiefel in W. . . nach, wohin er doch nur gezogen war, um diese quälende Frage nach seinem wahren Namen zu lösen. Bald machte er sich denn auch nach versehenem Sonntags-Aushilfsdienste an der Hoforgel wiederum auf nach W. . . , doch nun von der Residenzstadt her und demnach aus der anderen Richtung, nicht über das Waldgebirge, sondern über eine weite, baumlose Ebene, auf der nur wenige Äcker bewirtschaftet waren und die deshalb wüst und karg dalag.

Ihm gingen noch andere Akkorde durch den Kopf, als er die Tore der Residenzstadt durchschritt und sich auf den Weg machte. Eine Klangfolge war’s, die ihn auf dem halben Weg immer wieder verfolgte: F – e7– A7 – d – B – C7 – F – e – d7– G7– B – F. Und er vermochte nicht zu entscheiden, ob sie voller Neuheit, Größe und Erhabenheit sei oder matt und gestrig, ohne alle Neuheit.

Wie er die andere Hälfte des Weges in Angriff nahm und die Sonne nun mit immer stärkerer Macht auf ihn herniederbrannte, geschah etwas Seltsames: Die neue Silberkrücke, welche ihn immer an seine große Tat erinnerte, zersprang an einem Felsbrocken, den er am Wegesrande gestreift hatte, und sein eines Bein, welches er immer noch nachzog, begann über die Maßen zu schmerzen. Er ließ sich auf dem Felsstück nieder und verschnaufte. Die Sonne brannte immer stärker, und er wußte nicht, wie er ohne Stock nach W. . . gelangen sollte. Weder Baum noch Gebüsch waren in der Nähe wie einst, als sein Stock vom Wasser davongetragen worden war und er sich einen Weidenstengel gebrochen hatte. Wie sein Haupt immer tiefer in die Hände sank und er ganz verzweifeln wollte, trat auf einmal der Teufel zu ihm und redete ihn an:


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