- 405 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Musik und Leben 
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Auf diese Worte war der Bürgermeister, ungeachtet hier und da an einzelnen Worten, Reimen, Bildern und am inneren Zusammenhange geäußerter Bedenken, ungemein stolz und hörte nun, wohlgefällig nickend, gerade die zweite Aria an, die Muckenfänger so gesetzt hatte, daß er selbst zu dem verhaltenen Getöne der anderen Musikanten mit obligater Stimme auf dem Traverso brillierte, während Madame Eygelb den Soprano abgab. Eine Hummel aber hinderte den Flötenisten daran, die fast übermäßig ausgedehnte Kadenz abzuschließen. Und wie er den gebrochenen Septen-Akkord über G vor dem durch jahrhundertelange Gewöhnung geforderten Triller abbrach, um nach dem Tiere zu schlagen, geschah dreierlei zugleich. Er geriet aus Versehen an einen fremden Ton. Darauf fuhr Eygelb, versunken lauschend, in höchster Überraschung mit dem Kopfe empor. Und wie er ausrufen wollte: Das ist die Lösung!, erschien Wilhelms Kopf über dem Hügelkamme, und das Volk brach in Jubel, Winken und Hüteschwenken aus.

Als der gepriesene Kalkant und Rastralmacher den Ankömmling nach Stunden des Feierns und Redens in sein Haus einführte, bemerkte er zu seinem Schrecken, daß er die Lösung vergessen hatte. Er schwieg jedoch darüber stille und hoffte auf Wilhelmen, der, auf einen neuen, versilberten Stock gestützt, über die Stufen zu seinem neuen Heim emporstieg, wo Elfriede Eygelb mit offenen Armen im Hausgange bereitstand, den neuen Mitbewohner zu empfangen.

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