didaktischen
Interpretation. Sie entstehen aus der Musik und nicht aus deren aktueller, beliebiger
Funktionalisierung
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Vgl. beispielhaft Sabine Giesbrecht-Schutte, Musik in Geschichte und Unterricht.
Überlegungen zu einer Neubewertung der Musikgeschichte in den Sekundarstufen, in: Musik
und Unterricht, 8. Jg. (1997), H. 42 (Jan.), S. 46–48.
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Giesbrecht-Schutte setzt sich stets auch intensiv mit Norm- und Wertungsproblemen
auseinander. Nicht zuletzt geht es in vielen ihrer Publikationen um die Offenlegung des
ideologischen Charakters von Werturteilen über populäre Musik. Dabei scheut sie auch
nicht vor der Auseinandersetzung mit den untersten Schichten des Populären
zurück34
Vgl. Sabine Schutte (Hg.), Ich will aber gerade vom Leben singen...Über populäre Musik
vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis zum Ende der Weimarer Republik, Reinbek 1987
(darin vor allem der Beitrag von Sabine Schutte: Für Gott, Kaiser und Vaterland!
Über Marschkompositionen Richard Eilenbergs, S. 187–212) sowie dies., »Klagen eines
Troubadours«. Zur Popularisierung Schuberts im Dreimäderlhaus, in: Martin Geck.
Festschrift zum 65. Geburtstag, hg. von Ares Rolf u. Ulrich Tadday, Dortmund 2001, S.
109–133.
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Nun hat sich populäre Musik neben klassischer und Neuer Musik als Unterrichtsgegenstand
längst durchgesetzt; nach der jahrzehntelangen Diskussion in der Musikdidaktik, die zum
heutigen Stand der Dinge geführt hat, fragt niemand mehr. In der jüngeren
Vergangenheit herrschende Ideologien interessieren ebensowenig wie heute verbreitete –
ja, überhaupt scheint Ideologiekritik in der Fachdiskussion gänzlich aus der Mode
gekommen zu sein. Wo man sich auf der theoretischen Seite in der Methodendiskussion
verliert und wo auf der praktischen Seite alles erlaubt und möglich ist, was in der
Unterrichtspraxis funktioniert, besteht die Gefahr, dass Ideologie gar nicht mehr
wahrgenommen wird.
Durch neue Fragestellungen und originelle, vom jeweiligen Musikwerk ausgehende
Zugangsweisen, durch die Schärfung des historischen Bewusstseins und durch die
Entwicklung eines neuen Sensoriums für Ideologien jeglicher Provenienz kann die
Musikpädagogik die Entstehung neuer Denkverbote verhindern.