Die Sonne sandte ihre ersten Strahlen auf das
Waldgebirge, welches auf die Stadt A. . . blickt, als ein einsamer Wanderer, der just
seinem Grasbette entstiegen zu sein schien, den sandigen Weg hinanschritt, der rechts
am Wipfel vorbeiführt und den Wanderer, falls er ihn weiterhin beschritt, binnen
Tagesfrist in das Städtchen W. . . führen mußte, welches einstmals eine gewisse
Berühmtheit erlangt hatte, als der Sohn des regierenden Fürsten dort aus einem
musikalischen Wettbewerbe, der unter Mitgliedern seines Standes ausgetragen worden,
als Sieger hervorgegangen war.
Ein Bussard, welcher über der weiten Landschaft kreiste, hätte, wenn ihm der kleine,
fortrückende Punkt am Waldeshange nicht schon längst als ein für ihn unbedeutender
Gegenstand aus den Augen gefallen wäre, unweigerlich bemerkt, daß der Wanderer in
seinem eiligen, fast hastenden Marsche ein Bein wenig, aber merklich nachzog und sich
an seinem Stocke dennoch hurtig fortschwang.
Wilhelm Altmann war’s, der dort unten seines Weges ging. Jedoch wußte er nur seinen
Rufnamen mit Gewißheit zu nennen. Seinen Hauptnamen zu erkunden, war er deshalb
nach W. . . unterweges, denn dort, so hatte man ihm am Orte seines letzten
Abschiedes gesagt, seien Leute zu finden, die den wahren Namen seiner Elterleute
wußten. Eines nämlich war ihm mit Bestimmtheit bewußt: Der Hauptname, mit
dem man ihn dort bedacht hatte, war nie und nimmer sein wahrer – Wilhelm
Schweinebraten! Selbst der Stadtsoldat, welchen er zuletzt getroffen, als er aus den
Mauern des Ortes fortgeeilt war, hatte ihm diesen nachgerufen und hinzugesetzt:
»Wer so heißt, braucht niemals Hunger zu leiden!« Und dies hatte er getan,
obgleich er nur zu genau wissen mußte, wie dem armen Namenlosen der Magen
knurrte.
Wie der Bussard, noch einmal sein »Piuu-piuu« ausstoßend, sich mit einem
weiten Bogen hinter die Wolken davonmachte, so verschwand auch der eilende
Punkt hinter der nächsten Waldbiegung, um erst in noch größerer Entfernung
dort aufzutauchen, wo sich sein Pfad mit der Wagenstraße vereinigte, die in
gleicher Spur mit dem Flusse dem Horizont und damit dem Städtchen zuführt, in
welchem Wilhelm Altmann hoffte, seinen wahren Namen und seine Bestimmung zu
finden.