- 399 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Musik und Leben 
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Ursula Brandstätter unterscheidet zwischen Fachsprache, poetischer Sprache und Gemeinsprache30
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Vgl. Brandstätter, a. a. O. (s. Anm. 20).
, Rudolf Weber zwischen Fachsprache, Hochsprache und Umgangssprache31
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Vgl. Rudolf Weber, Zum Problem der sprachlichen Vermittlung von Musik, in: Zeitschrift für Musikpädagogik, 4. Jg. (1979), H. 9 (Nov.), S. 49–54, hier S. 49.
. Differenziert man solcherart, so wird man im Musikunterricht Stellenwert und Funktion dieser drei Sprachebenen besonders sorgfältig austarieren und den Schüler/-innen bewusst machen. Der Weg von »Ey, cool!« bis zur Sonatenhauptsatzform mag weit erscheinen – er ist aber nicht weiter als der von »Hasse ma ’n Euro?« bis zur Wahrscheinlichkeitsrechnung. Das Fach Musik sollte mit seiner Fachsprache nicht weniger selbstbewusst auftreten als das Fach Mathematik.

Ausblick

Wo sind nun Denkansätze zu finden, die der Musikdidaktik aus ihrer gegenwärtigen Schieflage heraushelfen könnten? Mir scheint, dass – ähnlich wie in den 50er Jahren, als nach Adornos Kritik die verfahrene Situation der Musikpädagogik überdeutlich wurde – entscheidende Impulse heute aus der Musikwissenschaft kommen. Reinhold Brinkmann, der Siemens-Preisträger 2001, ist einer der Vertreter einer neuen Musikwissenschaft, die der Musikpädagogik heute solche Impulse geben kann. Seine »Vision« gilt einer Musikwissenschaft, die die gesellschaftliche Dimension der Musik inhaltlich und methodisch vielseitig auslotet, »die Gegenstände der Vergangenheit aus ihren Spannungen hin zur Gegenwart versteht« und »durch aktualisierte Themen eine verstärkte öffentliche Präsenz anstrebt«32

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Reinhold Brinkmann, Visionen einer neuen Musikwissenschaft, in: neue musikzeitung, 50. Jg. (2001), H. 7/8 (Juli/Aug.), S. 3–4, hier: S. 3.
.

Diese Vision hat Sabine Giesbrecht-Schutte in zahlreichen musikwissenschaftlichen Publikationen längst verwirklicht. Ihre musikdidaktischen Veröffentlichungen sind Beispiele dafür, wie man sowohl der Musik als auch der Didaktik gerecht wird, indem man sich vor auf Vermittlung zielenden Überlegungen zunächst auf die Musik einlässt. Diese ist nur in ihren Kontexten zu verstehen: Struktur- und semantische Analyse eines Werkes sind auf der Analyse der historischen, politischen, ökonomischen und ideologischen Bedingungen seiner Entstehungszeit zu fundieren; seine Rezeptionsgeschichte ist stets mitzureflektieren. Auf dieser Zeitreise und durch differenzierte und interdisziplinäre Analyse ergeben sich zahlreiche Andockstellen für Schülerinnen und Schüler im Sinne der


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