die Person Paul Graeners betreffend. Zur
Erinnerung: Paul Graener, überzeugter Nationalsozialist, Mitglied des Kampfbundes für
deutsche Kultur, Vizepräsident der Reichsmusikkammer, vielfach dekorierter
Komponist »arteigener« Musik, fanatischer Gegner der Avantgarde und
Schöpfer des vielzitierten Verdikts gegen Neue Musik: »Das Volk singt nicht
mit!«
16
Zit. nach Joseph Wulf, Musik im Dritten Reich: Eine Dokumentation, Gütersloh 1963, S. 73.
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Zwar wird im Artikel auf eine Internetseite mit näheren Informationen zu Graener
hingewiesen, diese mag jedoch nicht jedem Leser zur Verfügung stehen.
Ein weiteres Problem des Aufsatzes: Fehlende Qualitätskriterien lassen alle drei
vorgestellten Lieder als künstlerisch gleichwertig erscheinen – was sie nicht sind! Die
unbeholfene sprachliche Darstellung lässt überdies differenzierte Aussagen gar nicht zu.
All dies ist für Herausgeber und Autorinnen aber offensichtlich irrelevant: ihnen
scheint es ausschließlich darum zu gehen, Material zum Singen bereitzustellen.
Hauptsache singen – egal was! Ziel ist, »möglichst viele Schülerinnen und Schüler zu
aktivieren«.17
Hussong/Sandhäger, a. a. O. (s. Anm. 15), S. 18.
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Immer mehr Verlage publizieren profitable Reihen mit vereinfachten Spielsätzen für das
Klassenmusizieren18
Wolfgang Rüdiger zählt 36 Reihen auf; vgl. Wolfgang Rüdiger, Instrumentales und vokales
Ensemblemusizieren in Schule, Musikschule und anderen Einrichtungen, in: Praxisfelder der
Musikpädagogik, hg. von Siegmund Helms, Reinhard Schneider u. Rudolf Weber, Regensburg
2001, S. 59–84, hier S. 84.
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Freilich ist jede Bearbeitung jedwedes Stückes – ob Pop oder Klassik – für das
Klassenmusizieren nichts anderes als speziell für Schulzwecke arrangierte, nur im
schulischen Rahmen erklingende und damit musikpädagogische Musik in dem Sinne, wie
sie Adorno einst kritisierte. Authentische Klangeindrücke werden so nicht vermittelt; das
Original wird verkleinert, bis es machbar ist – dann ist es aber nicht mehr dasselbe
Stück. Die musikalischen Erfahrungen, die das Original vermittelt, werden durch eine
handgestrickte, mühsam einstudierte Miniatur soweit herunterdimensioniert, dass man
sich fragen muss, ob die Mühe überhaupt lohnt. Voraussetzungsloses Musizieren gar –
was kann unter solchen Bedingungen anderes möglich sein als elementares Werkeln mit
Parametern?
Machen heißt das Gebot der Stunde. Egal was. Wie konstatierte Adorno
vor fast 50 Jahren: »[. . . ] daß einer fidelt soll wichtiger sein, als was er
geigt.«19
Theodor W. Adorno, Kritik des Musikanten, in: Dissonanzen. Musik in der verwalteten Welt,
Göttingen 1956, 3. Aufl. 1963, S. 62–101, hier S. 67; ders., Zur Musikpädagogik, a. a. O., S.
102–119.
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Ich setze dagegen die Forderung, das Nachdenken über Musik wieder in seine Funktion
als eine zentrale Aufgabe des Musikunterrichts einzusetzen. Nachdenken vollzieht
sich durch und über Sprache. Damit ist die Sprache das wichtigste Medium in
einem Musikunterricht, dessen Gegenstand auch intellektuelle Anforderungen
stellt.