der
Tanz wirkt gewalttätig, eine Atmosphäre der Ausweglosigkeit durchzieht die
Szene.
Eine ähnlich tiefe Melancholie und Verlassenheit durchzieht den finnischen Film DAS MÄDCHEN AUS DER
STREICHHOLZFABRIK51
DAS MÄDCHEN AUS DER STREICHHOLZFABRIK, R: Aki Kaurismäki, FIN 1989.
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,
jedoch fernab aller Tangoklischees hinsichtlich Handlung und Setting. In der
Anfangsphase des Films erklingt ein diegetischer Tango in einem Tanzlokal: als Lied der
Verzweiflung, der tiefen Melancholie, zugleich als Vision eines fernen Fluchtraums, eines
fantastischen Ortes des Glücks und der Freude - »Satumaa« (»Märchenland«, von Unto
Mononen). Das vergeblich auf einen Tanzpartner wartende Mädchen träumt standhaft
vom Glück, während der Tango erklingt, der Saal tanzt und sich niemand ihrer
annehmen will. Kaurismäki artikuliert filmsprachlich diese Sequenz in nur 5
Einstellungen, im Wechsel der Kamera-Perspektive auf die Bühne und auf das wartende
Mädchen. Und er konzentriert damit die Wahrnehmung der Spannung zwischen
der Tangobotschaft und dem isolierten Mädchen. Jeder Finne kennt diesen
Tango, der, wie fast alle finnischen Tangos in Moll steht und stilistisch dem
europäischen Tango der 30er Jahre ähnelt. Und er zeigt auch in charakteristischer
Weise, dass Finnland zu den »Tangoländern« gehört – neben Argentinien und
Japan
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Tango wird als ein ureigene finnische Musik verstanden. Kaurismäki hat ihm schlitzohrig
eine Legende verpasst und ihn sogar als eine finnische Erfindung der 60er Jahre des 19.
Jahrhunderts bezeichnet, von wo er durch Seeleute und Auswanderer nach Buenos Aires
gekommen, dort in den argentinischen Tango verwandelt und so nach Europa zurückgelangt
sei.
Vgl. http://www.aktivist.fi/inenglish/t.html.
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, denn diese Tangomelodien strahlen eine betörende Melancholie aus, obwohl sie in ihrer
Machart recht altmodisch wirken. Als eine Vorahnung von Schrecken und Verzweiflung
fungiert auch das Lied vom »Märchenland«, denn die Trostlosigkeit der Realität,
die Verbitterung des Mädchens lassen sie schließlich aus Rache zur Mörderin
werden.
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Kaurismäki hat immer wieder Tangos eingesetzt, so z. B. in SCHATTEN IM PARADIES,
FIN 1986 (mit einer recht ähnlichen Sequenz) oder in WOLKEN ZIEHEN VORÜBER, FIN
1995.
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Mit einem deutschen Tango der 40er Jahre, dem »Lied der
Capri-Fischer«, gelingt es Peer Raben in Rainer Werner Fassbinders
LOLA54
LOLA, R: Rainer Werner Fassbinder, M: Peer Raben, BRD 1981.
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ein Wirtschaftswunder-Honoratioren-Bordell der 50er Jahre in eine adäquat
muffige musikalische Atmosphäre zu tauchen. Barbara Suckowa als zwielichtige
Sängerin Lola hat damit ihren Hauptauftritt. Der Tango wirkt zunächst, wie seine
Interpretin, als scheinbar saubere auditive Kulisse in einem zweifelhaften Ambiente,
verwandelt sich jedoch dadurch in eine sublingual von tiefer Melancholie getragene
Botschaft. Anders dürfte er wohl auch nicht rezipiert werden, da niemand damals
wie heute diesen Text inhaltlich überhaupt noch ernsthaft wahrnimmt. Der
zweite Auftritt allerdings führt zu einem Verzweiflungsexzess der Sängerin: ein
neugewonnener, seriöser Freund (der sie woanders als eine andere kennen gelernt
hat) erblickt sie an diesem anrüchigen Ort und sie reagiert darstellerisch