darin agierenden Menschen. Tod im Kontext des Tango hat eine alte Tradition,
symbolisiert oftmals das Ende von Beziehungen, die Ausweglosigkeit einer Perspektive,
das Sterben in mannigfaltigen virtuellen Zusammenhängen. In der deutschen
TV-Komödie wird das Thema jedoch äußerst ironisch serviert, in einer Parallelmontage
sieht man den Mann als seinem Tod entgegen Trauernden auf einem Friedhof
herumschlendern, während zeitgleich seine Ehefrau mit einem argentinischen
Tangotanzlehrer übt. Sie macht sich lustig über ihren Hypochonder, der Tango
verschmilzt beide Regionen, das Tanzen und das Trauern. Und er betont die modische
Attitüde der deutschen intellektuellen Mittelschicht-Tangueros (es stirbt natürlich
niemand in diesem Film).
Tod und Verzweiflung
Gleichwohl finden sich eine Reihe von Filmen, in denen Gewalt, Tod und
Verzweiflung sich eng mit Tango verbinden, und zwar nicht nur als symbolische
Auseinandersetzung in Beziehungskonflikten. So prägt etwa die bewusste
Irreführung und Täuschung die Beziehung zwischen einer Mutter in Chile und
ihrem Sohn, der in der DDR arbeitet. In dem DEFA-Film BLONDER TANGO
(1986)49
BLONDER TANGO , DDR 1986, R: Lothar Warneke, M: Gerhard Rosenfeld, Roberto
Riviera.
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schreibt die Mutter ihrem Sohn vom verstorbenen Vater. Immer wenn sie traurig oder
glücklich sei, gehe sie auf den Friedhof, wo ihr Mann liegt. In der surrealen
Szene stehen zwei Gitarristen und ein Sänger in der Nähe des Grabes und
singen einen Tango als Ausdruck einer nicht behebbaren Problemlage, in die
sich der Sohn durch seine falschen Mitteilungen zur Beruhigung seiner Mutter
hineinmanövriert hat. Und die politische Lage in seiner Heimat erlaubt
keine Korrektur. Auch in dem argentinischen Film NACKTER TANGO
(1989)
50
NAKED TANGO, R: Leonard Schrader, M: Thomas Newman, USA/ARG 1989.
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gehen Tango und Gewalthandlung eine sehr enge Beziehung ein. Alle Männer dieses
Films sind Schurken. Die aus Europa für einen gutsituierten Bürger gekaufte Frau Alba
wehrt sich gegen ihr Schicksal, das sie - von gedungenen Mördern und Zuhältern bedroht
- zeitweilig in ein Bordell führt. Aber selbst ein Selbstmordversuch bleibt als
Fluchtmöglichkeit vergeblich. Alle zentralen Personen, auch die Protagonistin selbst,
sterben schließlich gewaltsam. Und der Tango gibt den bedrohlich-sinnlichen
Hintergrund, erscheint in allen wichtigen Phasen des Films und gibt schließlich auch die
Musik zum Totentanz. Trotz einiger etwas melodramatisch stark aufgetragener
Tangoklischees (Handlung, Farben, Kleidung, Spielweisen) unterstreicht der Film, dass
nicht nur lustvolle Leidenschaft den Tango begleitet, sondern eher Gewalt und
Tod. Bezeichnenderweise spielt die zentrale Tangotanzsequenz im nächtlichen
Schlachthof von Buenos Aires: die Tanzschritte Albas und ihres Partners, des Mörders
Scholo, wirbeln Tierblut auf; Musiker begleiten den Tanz, musikalisch relativ
konventionell, mit verbundenen Augen; es ist dunkel, rote Farben, Silhouetten von
Fleischerhaken, ein Messer wird gezückt, die Tänzerin bedroht damit ihren Partner,