- 366 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Musik und Leben 
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der verschiedenen Wahrnehmungsebenen, in denen der klassische wie der moderne Tango allenfalls erinnert wird, keinesfalls aber präsentiert.

II Tango für das Kinopublikum: einige charakteristische Fälle

Filme, die sich an das Kinopublikum generell richten, erreichen eine vom Massenpublikum verschiedene, heute in Wandlung begriffene und sich ausdehnende Subkultur, der zum Teil auch die spezifische Subkultur der Tangoliebhaber angehört40

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Zum Subkulturbegriff vgl. Paula-Irene Villa, a. a. O. (s. Anm. 4), S. 240; auch Gabriele Klein, Electronic Vibration. Pop – Kultur – Theorie, Hamburg 1999, S.24 ff.. Über die soziographische Struktur der Tangoszene stellt Villa einleuchtende Vermutungen an; Villa, a. a. O., S.246.
. In den letzten 20 Jahren haben sich eine Reihe von inhaltlich unterschiedlich deutlichen filmischen Gefühlsräumen herausgebildet, die den Tango als Tanz oder als Musik einsetzen. Nicht umfassend, aber doch an einigen Beispielen sollen Hinweise auf die Breite dieser Kontextualisierungen gegeben werden.

Eine interessante Parallele zu der Fragmentarisierung von Traditionen, wie sie der Werbeclip praktiziert, findet sich auch in einem Spielfilmbeispiel: Alan Parkers EVITA (1996)41

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EVITA, R: Alan Parker, USA 1996, M: Andrew Lloyd Webber.
zeigt Tango als Tanz im Film, reduziert auf fragmentarische Reste seiner Körpersprache beim Tanzen, aber ohne dabei die musikalischen Korrelate zu verwenden. An verschiedenen Stellen der Filmhandlung tanzt Evita mit Partnern und setzt gelegentlich auch deutliche argentinische Tangobewegungen ein. Allerdings geschieht dies meist zu einer Musik, die nichts mit Tango gemein hat, nämlich Plastik-Pop von Andrew Lloyd Webber (der für seine Musik 1996 einen Oscar bekommen hat), sogar gelegentlich im Walzertakt. Am Anfang des Films gibt es eine Sequenz , in der – diegetisch – ein mittelmäßiger Sänger in einer Kneipe zu einer nach Tango nuevo klingenden Musik singt, und zwar einen recht uninspirierten Tango: »On This Night Of A Thousand Stars«. Die Diegese erscheint sogar doppelt, denn die Musik auf der Szene fungiert zugleich als Originalton außerhalb der Musical-Musik im Off. Diese setzt dann nach dem Lied wieder ein, der Popnebel senkt sich wieder über die Szene. Die genuinen Bestandteile des Tangos werden voneinander getrennt, fragmentiert und in neue Zusammenhänge montiert.

Reste der Groteske

Im folgenden soll es jedoch um Filmsequenzen gehen, in denen Tango als Musik und als Tanz im wesentlichen im Zusammenhang gezeigt wird. Immer noch gibt es Reste der grotesk-komischen Lesart des 50er-Jahre-Tangos, deutlich als Parodie und gar als Satire verwendet. Lina Wertmüllers MIMI - IN SEINER EHRE


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