Die Inspiration war täglich neu, der Aufbau harmonisch, stets untadelig.
Aber die Damen beschwerten sich, ebenso der Klerus: Dieses Manna
der Wüste ließ die Zwiebeln Ägyptens vermissen, die ordinäre Grazie
Lefébure-Welys, des Autors der »Klosterglocken«, des amüsantesten der
Organisten. Die braven Leute hatten nicht ganz Unrecht. An den Tagen
seiner nervösen Krisen und Migränen schloss sich der Nachfolger Lefébures
in einer bedauernswert abstrakten Scholastik ein.
Als 1863 in der Kirche Saint-Sulpice in Paris Aristide Cavaillé-Coll die damals größte Orgel der Welt vollendet hatte, entließ man den bisherigen Organisten und übertrug Lefébure dieses Amt, das er bis zu seinem Tode am Sylvestertag 1869 innehatte. Dort gab er ein Antrittskonzert, dem u. a. Gioacchino Rossini beiwohnte. Das Programm zeigt das Bestreben, das Populäre mit dem Klassischen zu vereinen. Lefébure spielte die Fuge E-Dur aus dem 2. Teil des Wohltemperierten Klaviers, danach improvisierte er eine Gewitterszene. Lefébures Orgelstil ist nicht denkbar ohne die Inspiration der Instrumente Cavaillé-Colls, die mit der durch die Barker-Maschine erleichterten Handhabung von Tasten, Koppeln und Registern, der üppigen Windversorgung und den orchestralen Ressourcen in Klangfarben und dynamischen Möglichkeiten die Voraussetzungen für einen »modernen« Orgelstil geschaffen haben. Vom Opus magnum Cavaillé-Colls in Saint-Sulpice ist das Hauptwerk Lefébures inspiriert, Der moderne Organist5
Mein Herr, ich habe das mir gewidmete Geschenk Ihrer Orgelstücke erhalten, die Sie mir so freundlich haben zukommen lassen. Dieses Geschenk hat mir ein zweifaches Vergnügen bereitet. Das eine Vergnügen besteht darin, dass ich glücklich bin, zu sehen, dass diese Stücke, die uns so oft entzückt haben, durch den Druck der Nachwelt erhalten bleiben und in der ganzen Welt verbreitet werden können. Ein weiteres Vergnügen ist es mir, dieses schöne Geschenk aus Ihren eigenen Händen zu empfangen. Ich gratuliere mir stets mehr und mehr dazu, unsere schöne Orgel in so guten Händen zu wissen. Das Instrument inspiriert den Künstler, und der Künstler macht dem Instrument Ehre. Erlauben Sie mir, mein Herr, die Versicherung meiner vorzüglichen Hochachtung. Hamon. Pfarrer von Saint-Sulpice In diesem Text eines Pfarrers über die Orgelmusik seines Organisten ist bezeichnenderweise mit keiner Silbe vom Gottesdienst oder von der geistlichen Bestimmung gottesdienstlicher Musik die Rede, sondern nur von dem Entzücken, |