| | | | | | | | | | | | | zu müssen indem sie den Akkord e- gis- h in der
linken einen quintlosen Klang e- gis- e1 veränderten: Zu diesen Vertretern der
»verbesserten« Version zählte immerhin Moscheles, aber auch der Anonymus bei
Breitkopf und Härtel. (Konsequent bieten die beiden Herausgeber an den analogen
Stellen in der Reprise den normalen Akkord, da dort bei Wiederholung das
Thema im Baß erscheint und keine Parallelen mehr erscheinen.) Andererseits
schienen die »verbotenen« Parallelen einem Komponisten wie Brahms, der
immerhin drei Stellen aus dem zweiten Satz der Sonate in die »Sammlung
interessanter Stellen aus alten Meistern«, bei denen es um Oktav- und Quintparallelen
geht 101
Vgl. Johannes Brahms. Thematisch-bibliographisches
Werkverzeichnis, hg. nach gemeinsamen Vorarbeiten mit Donald M. McCorkle von Margit
L. McCorkle, Wiss. Red. Ernst Herttrich, Assistenz: Wiltrud Martin u. Thomas J. Quigley,
München: G. Henle 1984, S. 728. Die beiden Beispiele (Example 92 a u. 92 b) sind abgebildet
in: Paul Mast, Brahms’s Study, Octaven u. Quinten u. A. With Schenker’s Commentary
translated, in: The Music Forum, 5. Jg. (1980), S. 1–196, hier: Faksimile Ms p. 8 (S. [18])
und Übertragung S. 108.
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,
nicht erwähnenswert.
Zum Ausblick und Schluß noch einige Anmerkungen zur Durchführung der Sonate: Ab
Takt 58 folgen aufeinander drei Viertaktgruppen, die durch Transposition um jeweils
eine Quarte aufwärts auseinander hervorgehen: Takt 58–61 ist auf E-Moll, Takt 62–65
auf A-Moll und Takt 66–69 auf D-Moll bezogen, d. h. sie stellen global eine reale
Quintfallsequenz dar. (Der E- wie der A-Moll-Teil bieten aber statt der schließenden
Molltonika deren verdurte Fassung an, einzig der letzte Viertakter hat D-Moll als
Zielklang.) Alle drei Abschnitte, die als für Mozart ungewöhnliche Dynamikkontraste
gestaltet sind – ff der erste und dritte, pp der zweite Abschnitt –, haben jeweils einen
Orgelpunkt auf der Dominante. Die Harmonien, die jeweils halbtaktig darüber wechseln,
bilden tonale Quintfallsequenzen mit namentlich im jeweils zweiten Takt der Gruppe
erheblichen Dissonanzen: der Orgelpunkt bzw. die übergebundene Sept erklingen
zugleich mit der sechsten Leiterstufe (z. B. Takt 59 die Töne C/c - h1 - c2). Diese
Klangschärfe schien wohl einigen älteren Herausgebern nicht vereinbar mit ihrem
Mozart-Bild, so daß sie durch einen Haltebogen die Sept an die vorbereitende Note
anschlossen, womit das gleichzeitige Anschlagen der dissonierenden Töne unterbleibt.
(Immerhin sind die folgenden Septen bereits von Mozart mit einem solchen Bogen
versehen102
Neben der erwähnten klanglichen Entschärfung des Mozartschen Originals läßt sich bei der
Sequenz Takt 58 ff. eine weitere Herausgeberzutat benennen, die zwar für sich genommen
kaum erwähnenswert wäre, aber im Zusammenhang mit den obigen Überlegungen zur
Stimmführung doch einen gewissen Stellenwert verbuchen kann. Beim Übergang von Takt
58 zu Takt 59 folgt in der rechten Hand auf die Sexten-Zweiklänge ein dreistimmiges
Geschehen. Die erwähnte Ausgabe von Breitkopf & Härtel ist, was die Mehrfachbehalsung
angeht, noch mozärtlicher als Mozart: der Herausgeber bereitet diese Dreistimmigkeit vor:
der letzte Zweiklang Takt 58 dis1/h1 ist auftaktig auf der vierten Zählzeit mit einer weiteren
Note mit der Tonhöhe des oberen Zweiklangstones versehen. Dieser Ton mit einem nach
oben gerichteten Hals führt zur obersten Note des folgenden Taktes 59 – in eine Halbe
c2 –, während die andere Note derselben Tonhöhe eine Überbindung zum ersten Ton der
punktierten Mittelstimme erfährt. Mozart selbst rückt hier ohne vermittelnden Übergang
Zwei- und Dreistimmigkeit nebeneinander. Er verzichtet auch beim Übergang von 61 nach 62
darauf, das e1 in Takt 62 mit einem Doppelhals zu versehen, obwohl recht eindeutig sowohl
das dis1 als auch das fis1 hierein münden. (Anders die Takte 66 und 70: hier kann man ins
Autograph durchaus eine Doppelbehalsung der unteren Noten des Terzklanges hineinlesen.)
Außerdem ist bei Mozart der aus halben Noten bestehende Zweiklang zu Beginn Takt 59 nicht
nur so behalst, daß das e1 einen Hals nach unten und das c2 einen Hals nach oben haben, es
sind die beiden Noten zusätzlich noch mit einem sie gemeinsam verbindenden Hals versehen.
Dies gilt auch für Takt 60 und 61 sowie bei den entsprechend Stellen der anderen Viertakter.
Die Funktion dieser eigentlich überflüssigen Verbindung besteht vermutlich darin anzuzeigen,
daß die verbundenen Noten zugleich angeschlagen werden müssen, was aus dem Notenbild der
Handschrift mit ihrer etwas seltsamen Plazierung der Mittelstimme nicht immer so eindeutig
wie beim gedruckten Notenbild hervorgeht.
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) Die Stufenfolgen
sind im einzelnen 103
Ob in der Tat die Dur-Akkorde zu Beginn als V. Stufen gehört werden, muß bezweifelt werden
(beim ersten Mal ist ja immerhin ein übermäßiger Quintsextakkord vorangehend), zumindest
können sie als Ort der modulatorischen Umdeutung angesehen werden.
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V-V-VI-II- |