- 298 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Musik und Leben 
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keinerlei Fundament im Autographen, der seinen einzigen Bogen unter den Akkorden anbringt.

Die Frage, ob das d1 erneut angeschlagen werden soll oder nicht, wird auch von jenen Fassungen, die mit nur jeweils einem Hals pro Akkord auskommen, aber ebenfalls den Bindebogen über dem Akkordpaar der linken Hand anbringen, negativ beschieden (Beispiel f, g, h und h’). Immerhin läßt die Version f, zu der etwa Ignatz Moscheles in seiner »Pracht-Ausgabe der Classiker« bei Hallenberg in Stuttgart, Platten-Nr. M. II, greift, zu, daß der obere Bogen als allgemeiner, für alle Stimmen gültiger Bindebogen und nicht notwendig als Haltebogen nur für die obersten Töne angesehen werden kann. Dafür kann man es mit der Stimmführung halten wie man will. (Moscheles fügt wie Door Sforzati hinzu, meint somit wohl auch parallele Terzen zwischen Baß und Alt.)

Dies gilt auch für die Fassungen mit drei Bögen (Beispiel h bzw. h’), bei der der dritte Bogen eben dies fordert. Die Fassung nach h stammt von Louis Köhlers bei C. F. Peters, Leipzig & Berlin, Platten-Nr. 4960. Die Version h’ unterstreicht im Unterschied zu h durch die Parallelsetzung der Bögen bei den parallelen Terzen diese Stimmführung auch noch sinnfällig bei ansonsten arbiträren Zeichen. Von wem diese Version herausgeben wurde und wo sie erschienen ist, konnte nicht ermittelt werden; sie fand sich aber in einer zerfledderten, titelblattlosen Ausgabe mit der Platten-Nr. 2370 in den Katakomben der Mediothek des Fachgebietes Musik/Musikwissenschaft der Universität Osnabrück.

Einzig die Version e läßt sowohl die von Mozart intendierte Stimmführung zu, d. h. sie widerspricht ihr zumindest nicht, als auch fordert sie die gewünschte Wiederholung des d1. Ihr einziger Vorteil gegenüber der Version des Autographen ist das fragwürdige Verdienst, sich auch an dieser Stelle den üblichen Editionsrichtlinien unterzuordnen, die keine Getrenntbehalsung bei homorhythmischen Akkorden wünschen. Zu dieser Version greift sowohl die Neue Mozart Gesamtausgabe bei Bärenreiter als auch die Ausgaben etwa der Wiener Urtext Edition100

100
Siehe Anm. 96.
.

Zufälligerweise bietet gerade die eben behandelte Stelle einen zweiten Fall von Beinahe-Parallelen, der allerdings eine andere Problematik besitzt. Gemeint ist der Übergang vom Ende des Themas zu dessen variierter und fortführender Wiederholung beim Übergang von Takt 8 zu Takt 9: Dem A-Moll-Dreiklang in Quintlage, der als achtelrepetierender Akkord der linken Hand sowohl den Themenkopf als auch dessen Wiederholung begleitet, ist dort der Dominantseptakkord vorangestellt, der in der linken Hand als E-Dur-Dreiklang ebenfalls in Quintlage erscheint. Mithin treten also die parallelgeführten Quinten e - h und a - e1 auf (inklusive paralleler Oktaven zwischen rechter und der Oberstimme der linken Hand: h1 -e2 bzw. h-e1, einzig gemildert durch den kurzen Vorschlag). Eine Reihe von Herausgebern störte sich so sehr an diesen Quint- bzw. wahrscheinlich noch eher an den Oktavparallelen, daß sie glaubten, Mozart verbessern


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