ist der Vorwurf des
Mechanischen bei diesen Sequenzen eher zurückzustellen.
Exkurs zur Lagendisposition
Gerade im Fall der C-Dur-Sonate dürfte es durchaus als ästhetische Bereicherung gelten, wenn
mitten in der Sequenzmechanik (von Takt 64 nach Takt 65) ein Registerwechsel vorgenommen
wird94
Dasselbe geschieht auch an der bereits in Anm. 12 genannten analogen Formstelle in der
Reprise des ersten Satzes des C-Dur Klavierkonzertes KV 467 beim Übergang von Takt 335
nach Takt 336.
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Da die Rückführung des Seitensatzes von der Quinttonart in die Grundtonart hier eigentlich
nicht als Transposition um eine Quinte abwärts, sondern um eine Quarte aufwärts gestaltet ist,
ergeben sich Probleme mit der Lage. Die Melodie des Seitensatzes gerät dann über die
Klaviaturobergrenze eines f 3, und so greift Mozart zu der Lösung, daß er zwar die Begleitung
um eine Quarte aufwärts, die Melodie selbst aber eine Quinte abwärts disponiert, um sodann
im Sequenzteil an genau jener Stelle den Registerwechsel vorzunehmen, ab dem es
Tastaturumfang und Syntax erlauben. Zwar könnte schon der zweite Takt der Quintfallsequenz
in der Reprise als Aufwärtstransposition gestaltet werden, da er das fragliche f 3 nicht
überschreiten würde, jedoch führte dies zu einer Taktgruppierung von 1 + 3 Takten, die sicher
nicht im Sinne Mozarts wäre, der durch den Wechsel eine 2 + 2 Gliederung vornahm.
(Man beachte, daß aus Anschlußgründen bereits das letzte Viertel von Takt 64 ins
höhere Register übernommen wird.) Die Lösung für den Melodieteil, die Begleitung
aufwärts und die Melodie abwärts zu transponieren, läßt sich im Sequenzabschnitt nicht
realisieren, da sonst rechte und linke Hand kollidierten: daher ist auch die linke Hand
von Takt 63 und 64 verglichen mit Takt 17/18 im quinttieferen Register. Alles in
allem: aus der scheinbaren Not einer Beschränkung wird die ästhetische Tugend einer
Vielgestaltigkeit.
Zwar nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit Sequenzen stehend, aber dennoch
erwähnenswert: Der Hauptsatz der Sonate wird – eine berühmte Ausnahme in der Geschichte
der Sonatenform – in der Reprise nicht in der Grundtonart geboten, sondern ist ebenfalls
einer Transposition um eine Quinte unterworfen; er steht in F-Dur. Bezogen auf die
Exposition ist dies – und zwar sowohl in der Melodie wie auch in der ihr zugehörigen
Begleitung – seinerseits nun ebenfalls eine Transposition um eine Quarte aufwärts. Damit
versetzt Mozart den höchsten Ton – Takt 44, 4. Viertel – bis ganz an die oberste
Grenze.
Interessanterweise gestaltet Mozart den Schluß des Hauptsatzes in der Reprise nicht – wie es
naheliegend wäre – ebenfalls in der Tonart der Subdominante, sondern ab Takt 54 als eine
wörtliche, tonhöhengleiche Übernahme von Takt 9 ff. Um diese Gleichheit zu erreichen, nutzt
Mozart den Umstand, daß der ans Hauptthema anschließende bzw. zu ihm gehörige
Passagenteil, bestehend aus Tonleitern, die melodisch stufenweise sequenziert werden, von der
Subdominante in die Tonika führt. Dieser Weg vom Subdominantklang (hier nun: B-Dur) zur
Tonika (F-Dur) wird durch eine Wiederholung dieses Teils zur Rückführung nach C-Dur: die
Tonika F-Dur in Takt 49/50 wird zur Subdominante der Abschnittswiederholung umgedeutet
(mit einer Verwandlung des vormaligen Tones b ins h ab Takt 51). Diese Wiederholung eines
Viertakters geht einher mit einer Vertauschung der Strukturen von rechter und linker
Hand, aufgrund des Passagencharakters Anfängern des Klavierspiels in leidvoller
Erinnerung, da die schwächer trainierte linke Hand hier die Tonleitern zu spielen
hat95
Man beachte, daß es sich nicht um eine exakte Vertauschung handelt: bei dieser müßte die
linke Hand mit der Terz a beginnen und die rechte den Grundton f 2 greifen. Durch diese
zusätzliche Versetzung der Tonhöhen erreicht Mozart, daß die Baßstimme im Folgenden
dieselben Tonhöhen besitzt wie in der Exposition.
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Spieltechnische Schwierigkeiten tun sich auch schon zuvor auf: nicht nur bewirkt die
Transposition nach F-Dur für die Passage Takt 46–50 ein Verkomplizierung des Fingersatzes,
der durch die hinzutretenden schwarzen Tasten nicht mehr für jeden Takt gleich ist, auch
die Passagen der Durchführung bieten vergleichbare pianistische »Probleme«. Am
Rande erwähnt: die zur »schwierigen« Durchführung gehörenden Takte 37–41 haben
ebenfalls eine Quintfallsequenz zur Grundlage: wie in den oben erwähnten Teilen von
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