Schlußbemerkung zu Beethoven: Wer möchte, kann die durchführungsartigen Elemente
der Takte 28 ff. wiederfinden im anschließenden, codaartigen Formteil. Daß
Durchführung und »Coda« ähnlich gestaltet werden, ist für den Komponisten, besonders
für dessen mittlere Schaffensphase typisch.
4. Quintfallsequenzenfall: Der erste Satz der A-Moll-Sonate von Mozart; zugleich ein Fall
von Beinahe-Quintparallelen. Vorangestellt einige Bemerkungen zur Sonata
facile
Daß die tonale Sequenz stilgeschichtlich eher der Musiksprache des Barock oder der
frühen Wiener Klassik zuzuordnen ist als der Chromatik der Spätromantik,
ist bereits angedeutet worden. Dennoch dürfte beispielsweise die rein tonale
Quintfallsequenz im ersten Satz von Mozarts C-Dur-Sonate KV 545, die in die
Geschichte der Klaviermusik als Sonata facile, als »kleine Klaviersonate für
Anfänger«, eingegangen ist, ihre exemplarische Simplizität eines reinen C- bzw.
G-Dur und einer nebentonlosen Arpeggierung sich einem didaktischen Aspekt
verdanken und weniger einer allgemeinen Einfachheit der Tonsprache in dieser
Epoche93
Anders als in der üblichen Anordnung ist in diesem Sequenzteil die metrische Position der
einzelnen Stufen. Gewöhnlich ist die I. Stufe auftaktig zur IV., vor allem um bei einem vollen
Durchgang die letzten beiden Akkorde, die Folge V. Stufe - I. Stufe, so einzupassen, daß die
schließende Tonika auf der ersten Zählzeit zu liegen kommt. (Zu den Änderungen, die sich
durch die ungerade Anzahl von Schritten ergibt, vgl. die obigen Ausführungen zu Take five
[S. 276] und über die Lagen [S. 276 bei Anm. 56].) Mozart führt aber die Sequenz insofern
noch weiter, als er auf der nachfolgenden Eins die Subdominante der Schlußkadenz folgen
läßt (zwar nicht als reine IV. Stufe, sondern als S6, d. h. als II6). Darin ähnelt diese Stelle
in gewisser Weise den erwähnten Takten 55 ff. des ersten Satzes der Mondscheinsonate.
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Schon ein kurzer Blick auf den
Più Allegro-Teil in der wenige Jahre zuvor
entstandenen C-Moll-Fantasie KV 475 mit ihrer modulierenden Quintfallsequenz
(Takt 130 ff.) zeigt, zu welcher kompositorischen Komplexität auch in diesem
satztechnischen Bereich Mozart in der Lage war, wenn es die Gattungsnorm
erforderlich machte. Die ganztaktigen, ausschließlich reinen Quintfälle des Basses
G - C - F - B-
Es-
As-
Des berühren in einer jeweils zwei Takte umfassenden
Sequenzmotivik mit übergebundenen Sept- und Quartvorhalten sowie Durchgangsnoten
in Gegen- und Parallelbewegung nacheinander die Tonarten G-Moll, F-Moll, Es-Moll
und Des-Dur, um dann mit einer anderen, auf ein Eintaktmodell verkürzten
Sequenzform terzschrittweise über B-Moll und Ges-Dur zu einem Es-Moll-Klang zu
gelangen, der als Mollsubdominante mit hinzugefügter Sexte Bestandteil einer
umfänglich erweiterten Kadenz in As-Dur wird, das hier allerdings auch nur
ein Zwischenhalt in einer großangelegten Rückmodulation zur Adagio-Reprise
ist.
Beiden Mozart-Beispielen gemeinsam ist allerdings, daß die Sequenzen Werkabschnitten
entstammen, in denen Spielfiguren das musikalische Geschehen bestimmen, und nicht
Teilen, die eine thematische Setzungen darstellen. Insofern