- 288 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Musik und Leben 
  Erste Seite (1) Vorherige Seite (287)Nächste Seite (289) Letzte Seite (435)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

Zweifel unterliegen81
81
Wobei allerdings die Auftaktigkeit der Melodie von der Volltaktigkeit des Harmoniewechsels unterschieden werden müßte.
. Den Anfang dieser Teile markiert ein auftaktiges, zumeist punktiertes Tonwiederholungsmotiv der zur fortlaufenden Begleitung hinzutretenden Melodie; die Enden sind durch typische kadenzielle Wendungen, zumeist mit einem Quintfall in der Melodiestimme verbunden, gekennzeichnet. Ebenfalls unbestritten ist, daß mit Takt 42 eine Art Reprise eintritt; ob und wo ein Durchführungsteil dingfest gemacht werden kann, ist hingegen weniger ausgemacht.



Notenbeispiel 10


Allein schon der erste Abschnitt – Takt 5–9 – weist, gemessen an traditionellen Themenbildungen der Wiener Klassik, die Besonderheit auf, daß er zwar mit der Tonika der Einleitung beginnt, aber sogleich auf einer anderen Tonika – auf der III. Stufe der Ausgangstonart – endet82

82
Diese Besonderheit hat aber durchaus ihren Stellenwert in der stilistischen Entwicklung von Hauptsatzthemen bei Beethoven, der insbesondere in seiner mittleren Schaffensperiode im Hinblick auf die harmonische Konstruktion weg von einfachen Tonika-Dominante-Tonika-Modellen hin zu individuellen, teils atonikalen, teils modulierenden Lösungen gelangt. Auch experimentiert er dabei mit ungewöhnlichen Gestaltungen des harmonischen Rhythmus.
, wobei – und dies ist im vorliegenden Zusammenhang von Interesse – diese Modulation als eine erweiterte Quintfallsequenz gebaut ist. Die Baßlinie ist als Folge von Quintfällen bzw. Quartanstiegen (cis-Fis-H - e) konstruiert83
83
Wenn man so will, kann man auch noch den Grundton gis von Takt 6 in die Quintenfolge miteinbeziehen.
. Die Unterschiede zur reinen Akkordfolge I-IV-VII-III im äolischen Moll der Ausgangstonart bzw. VI-II-V-I der Dur-Zieltonart bestehen zum einen in der Verstärkung der kadenzierenden Wirkung nach E-Dur durch Erweiterung der Dominante zum kadenzierenden Quartsextakkord und der zugleich mit der Lösung dieses Vorhaltsklanges hinzutretenden charakteristischen Dissonanz der Septime. Diese starken harmonischen Mittel zentrieren die neue Tonart recht deutlich, so daß verständlich ist, daß eine viertaktige Einleitung mit ebensolch starker Zentrierung der Ausgangstonart bei dieser Modulation

Erste Seite (1) Vorherige Seite (287)Nächste Seite (289) Letzte Seite (435)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 288 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Musik und Leben