- 287 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Musik und Leben 
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Präludium aus Opus 28, das sich auch als auf möglichst mannigfache Art alterierte Quintfallsequenz (genauer: als alternierende Terz-Quart-Akkord/Septakkord-Folge mit mehrfachen chromatischen Durchgängen) erklären läßt77
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Dies wäre ein zusätzlicher analytischer Gesichtspunkt zu den vergleichenden Überlegungen bei Jürgen Blume, Analysen als Beispiele musiktheoretischer Probleme. Auf der Suche nach der angemessenen Beschreibung chromatischer Harmonik in romantischer Musik, in: Musiktheorie, 4. Jg. (1989), H. 1, S. 37–51. Allerdings käme auch eine derartige Betrachtung nicht um den Sachverhalt herum, daß ein bestimmter Abschnitt nicht auf die Grundtonart, sondern den Subdominantbereich, d. h. auf A-Moll (insonderheit also f anstelle von fis) zu beziehen wären. Immerhin könnte aber einsichtig werden, daß beispielsweise die originale Chopinsche Orthographie in Takt 2/3 dadurch zustande kommt, daß die Töne des Sextakkordes auf g (Takt 1) und des Terzquartakkordes auf f (3. Zählzeit von Takt 3) als durch chromatische Durchgänge verbunden gesehen werden können – mithin also die Oberstimme der linken Hand e1-es1 - d1 lautet und nicht e1-dis1 - d1.
. Zwischen thematischer Bildung und (schließender) Formel steht der gemischte Typus des Ritenuto-Coda-Abschnittes Takt 63/64 der Cis-Moll-Etüde aus Opus 25.

3. Quintfallsequenzenfall: Der erste Satz der Mondschein-Sonate

Das Adagio sostenuto von Beethovens Klaviersonate op. 27, Nr. 2 enthält eine tonale Quintfallsequenz78

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Auch der dritte Satz enthält in Takt 29 ff. (und deren Entsprechung in der Reprise) eine interessante, durch Zwischendominantisierung gekennzeichnete Quintfallsequenz des gemischten Typus: Die einfache Folge I2-IV6-VII2-III6-VI2-II6-V2-I ist zu Taktbeginn jeweils mit Zwischendominanten statt mit leitereigenen Sekundakkorden ausgestattet, die II. Stufe zudem als ein auch für die nachfolgende Kadenz bedeutsamer neapolitanischer Sextakkord gestaltet. (Zur Bedeutung des Neapolitaners in dieser Sonate vgl. Anm. 89.)
Zu der sich dabei in der Oberstimme ergebende »Lamentoquarte« vgl. Bernd Edelmann, Beethovens »Phantasie Cis-Moll« op. 27 Nr. 2, in: Altes im Neuen. Festschrift Theodor Göllner zum 65. Geburtstag, hg. von dems. u. Manfred Hermann Schmid, Tutzing: Hans Schneider 1995 (= Münchner Veröffentlichungen zur Musikgeschichte; Bd. 51), S. 292.
, die für sich genommen nur wenig spektakulär ist, deren Einbindung in den formalen und harmonischen Gesamtplan des Satz jedoch bemerkenswert ist. Die Gesamtform dieses Adagios wird von einigen Autoren als Sonatenhauptsatzform beschrieben79
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So etwa Ilmari Krohn, Die Form des ersten Satzes der Mondscheinsonate, in: Beethoven-Zentenarfeier. Wien, 26. bis 31. März 1927. Veranstaltet von Bund und Stadt, unter dem Ehrenschutz des Herrn Bundespräsidenten Dr. Michael Hainisch. Internationaler Musikhistorischer Kongress, Wien: Universal-Edition 1927, S. 58–65.
, was von anderen Autoren bestritten wird80
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So etwa Egon Voss, 2 Klaviersonaten. Quasi una fantasia. Es-Dur und cis-Moll »Mondscheinsonate«. op. 27, in: Beethoven. Interpretationen seiner Werke, hg. von Albrecht Riethmüller, Carl Dahlhaus u. Alexander L. Ringer, Laaber: Laaber 1994, Bd. 1, S. 226 f.
. Auch hier soll es nicht darum gehen, welche der Parteien recht hat, sondern untersucht werden, inwieweit ein solches Erklärungsschema zu vertieften Einsichten in den kompositorischen Plan verhilft. Unstrittig dürfte sein, daß nach einer viertaktigen Einleitung sich eine Abfolge von unterschiedlichen langen thematischen Teilen entfaltet, deren genaue Grenzen ebenfalls kaum einem

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