Zwar ist die Grundlage wiederum die reale Quintfallsequenz: B7-Es7-As7-Des7-Ges7-Ces7
(weiße Noten), jedoch fügt er zu den chromatischen Linien, die die Septen und Terzen
jeweils abwechselnd miteinander in Sopran und Alt beschreiben würden, eine
weitere hinzu: die stufenweise absteigende Baßlinie in Ganztonschritten, die
sich durch die Abfolge Grundton-Quintton konstruieren läßt, wird dadurch
zur chromatischen Linie, daß die Quinten jeweils tiefalterierte sind (schwarze
Noten)74
Die dritte Zählzeit von Takt 64 ist aus Gründen des Anschlusses nicht als
B-Dur-Septakkord mit fehlendem Grundton und tiefalterierter Quinte (fes-as-d) gestaltet,
sondern repräsentiert eine Moll-Subdominante (als Sextakkord) zu As-Dur, die durch
Vermollung des Des-Dur-Klanges vom Taktbeginn etabliert wird und auf die ein »regulärer«
Dominantseptakkord auf Es folgt.
|
.
Die so verschwundenen manifesten Quint-Quart-Schritte des Basses etabliert er dagegen
durch Oktavversetzung jedes zweiten Soprantones. (Bei jedem zweiten Akkord läßt
er zudem den Grundton weg, so daß es sich um eine alternierende Folge von
quintlosen Septakkorden und übermäßigen Sextakkorden handelt.) Daß er ab dem
Akkord, der eigentlich ein Ces-Dur-Septakkord mit weggelassenem Grundton und
tiefalterierter Quinte sein müßte, eine enharmonische Verwechslung vornimmt, ist
eher sekundär. Die Reetablierung der Quintfälle als Quint-Quart-Schritte im
Sopran verhindert, daß die Harmonik sich nicht umstandslos auf einen dreifachen
chromatischen Durchgang reduziert und seine Nähe zur Quintfallsequenz gänzlich
aufgibt.
Auch in diesem Formteil ist ein Blick auf die Motivik lohnend. Da fällt zunächst auf, daß
jene Erweiterungs- und Abspaltungsvorgänge in der latenten Oberstimme, wie sie die
Takte 4 ff. (Notenbeispiel 6), aber auch die Takte 13 ff. und selbst noch die Takte 55 ff.
aufwiesen, nicht mehr vorhanden sind: Takt 61 bis 66 einschließlich sind im
Hinblick auf die Figurationsmuster und ihrer metrische Gestaltung gänzlich
homogen75
Mit der minimalen, bereits erwähnten Ausnahme des c2 in Takt 63.
|
.
Die hier etablierte Bereicherung der Harmonik kann als homöostatischer Ausgleich
angesehen werden.
Der bereits in der Exposition zu beobachtende Wucherungsvorgang setzt sich fort: der an
die Quintfallsequenz sich anschließende Takt mit der nach oben behalsten Achtelstimme
unterliegt einem solchen Prozeß: Der Ces-Dur- bzw. H- |