- 283 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Musik und Leben 
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auf die Brahms verfällt, ist relativ kompliziert: neben einer geänderten Gestaltung des Sequenzteiles des Themas wird nun auch der ersten Abschnitt – die erste Phrase und ihre variierte Wiederholung – abgewandelt, und zwar in einem Ausmaß, das über jenes zu Beginn der Reprise erheblich hinausgeht. Dort trat ja insofern auch eine Reduktion der harmonischen Mehrdeutigkeit auf, als die Klänge f-as-ces-es von Takt 51, 3. Zählzeit (bzw. as-ces-es in Takt 52, gleiche Zählzeit) sich in Verbindung mit dem jeweils nachfolgenden B-Dur-Dominantseptakkord relativ eindeutig in den Bezugspunkt Es-Moll einfügen (was in letzter Konsequenz auch bedeutet, daß die Reprise in einer andern Tonart beginnt, als die der Exposition). Beim zweiten Auftreten des Themas in der Reprise kommt nun hinzu, daß nicht nur wieder »eindeutige« Dominanten vorkommen, sondern auch das bisher durchgehaltene Prinzip, daß erste und zweite Zählzeit von Takt 1 und 2 (so auch in Takt 52 und 53) dieselbe harmonische Funktion repräsentieren und sich nur durch ihre Lage unterscheiden (Spitzentöne: b1 versus f 2). Takt 61 bietet zwar noch immer den B-Moll-Sextakkord, im folgenden Takt tritt anstelle von dessen Wiederholung aber einer in Ces-Dur. Dieser aufwärts sequenzierte Sextakkord wird durch eine echte (Zwischen-)Dominante erreicht, die zum Zwecke ihrer Eindeutigkeit die ansonsten fehlende Terz dadurch integriert, daß ihre Figuration geändert wird: zwischen dem ersten und dritten Zweiunddreißigstel ist nun nicht mehr das Oktavintervall, sondern die Dezime des2-ges1. (Man beachte, daß die metrische Verteilung von Dominantklang zu Lösungsklang auf Auftakt und Abtakt wieder wie in der Exposition gestaltet ist, wohingegen der Beginn der Reprise durch die Dominantisierung der Tonika eine gewisse Umkehrung erfahren hatte71
71
Die »Wiedereinpassung« in die metrischen Anfangsverhältnisse erfolgte dadurch, daß der Dominantseptakkord der ersten beiden Zählzeiten von Takt 53 auf den ganzen Takt ausgedehnt wurde. (Vgl. auch die analogen Vorgänge im Chopin-Beispiel weiter oben.)
.)

Statt nun aber jetzt in den Quintfallsequenzabschnitt einzutreten, sequenziert Brahms diesen Viertakter aus Phrase und variierter (sequenzierter) Phrasenwiederholung seinerseits. Takt 60, 3. Achtel bis Takt 62, 2. Achtel ergibt um einen Sekundschritt aufwärts sequenziert den nachfolgenden Abschnitt von Takt 62, 3. Achtel bis Takt 64, 2. Achtel.



Notenbeispiel 8



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