sind dominantisiert (d. h. mit einer
Dur-Terz versehen) – so der B-Dur-Septakkord in der ersten Hälfte von Takt 52 (mit
Terz im Baß) und im ganzen Takt 53 (Terz im Baß gefolgt vom Grundton).
Konsequenterweise ist dieser neue Leitton Durterz ( D bzw. d2) dann in Takt 53 auch
aufwärtsgeführt ins es2 geführt, wodurch aus dem Es-Moll-Septakkord gleich zu
Beginn von Takt 3 bei der Wiederholung in Takt 54 ein einfacher, zunächst
quintloser 68
Dies ist die »schulmäßige« Lösung.
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Molldreiklang wird, dessen Sept erst nachschlagend eingeführt wird. (Die dritte Zählzeit
von Takt 54 aber ist trotz des Auflösungszeichens keine Dominantisierung: das c2 ist
leitereigen, das Zeichen ein Sicherheitsauflöser zum ces2 in vorvorherigen Takt.) Daß er
überhaupt von einer identischen Wiederholung absieht, hängt natürlich mit der Form
insgesamt und dem geschichtlichen Entwicklungsstand der musikalischen Sprache
zusammen: zum einen ist es der auch in anderen Werken und syntaktischen
Dimensionen beobachtbare Einbruch des Dynamisch-Entwicklungsmäßigen
auch in Teile mit quasi statisch-symmetrischen Entsprechungen, zum anderen
eine Folge der spezifischen Gestaltung des Formteilüberganges zwischen
»Durchführungsende« und »Reprisenbeginn«, Stichwort »Brahmssche Verschleierung der
Reprisen« 69
Zum Problem der Reprisen bei Brahms: Reinhold Brinkmann, Anhand von Reprisen, in:
Brahms-Analysen. Referate der Kieler Tagung 1983, Kassel, Basel u. London: Bärenreiter
1984 (= Kieler Schriften zur Musikwissenschaft; Bd. 28), S. 107–120. Allerdings ist die
»Verschleierung« hier nicht so extrem wie im Intermezzo op. 119, Nr. 3, wo Peter Petersen –
zu Recht – an einer anderen Stelle (Takt 41) den Reprisenbeginn ansetzt als Brinkmann (Takt
45) (Rhythmische Komplexität in der Instrumentalmusik von Johannes Brahms, in: Johannes
Brahms. Quellen – Text – Rezeption – Interpretation. Internationaler Brahms-Kongreß
Hamburg 1997, hg. in Verbindung mit Constantin Floros u. Peter Petersen von Friedhelm
Krummacher u. Michael Struck, München: G. Henle 1999, S. 154 ff.) Petersen nimmt dort
in Anmerkung 21 unmittelbar Bezug auf Brinkmann.
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War in der »Exposition« eine diatonische Quintfallsequenz von einer realen,
d. h. dominantisierten Form gefolgt, so ist von Interesse, was sich nun in der
Reprise ereignet. Erwarten würde man, daß nach einer Form mit teilweiser
Dominantisierung nun ein Teil folgte, bei dem die Dominantisierung eigentlichen
potenziert werden müßte. (Zwischendominantisierung bei einer Formteilwiederholung
macht sich sogar noch im »Seitensatz« – bekanntlich eine Art rhythmisch
geglätteter harmonischer Zusammenfassung des »Hauptsatzes« – bemerkbar:
Takt 32 und 33 dominantisieren jeweils die Tonika zur Zwischendominante
zur Subdominante, während Takt 24 und 25 ohne solchen Erscheinungen
auskommen70
Wolf-Dieter Seiffert weist darauf hin, daß im Autograph die jeweils letzten Sechzehntel
in der rechten Hand von Takt 24 und 32 durch Gabeln hervorgehoben sind,
wohingegen die Druckausgaben durchweg auf die vorletzten die Stelle der stärksten
Betonung legen (Crescendo- und Decrescendo-Gabeln als Editionsproblem der Neuen
Brahms-Gesamtausgabe, in: Krummacher/Struck [Hg.], a. a. O. [s. Anm. 69], S. 251).
Dies aber sind genau jene Stellen, an denen sich der Unterschied zwischen der
nichtdominantisierten Form und der dominantisierten Form manifestiert.
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.)
Die Lösung, |