Die Interpolationsstelle ist von Brahms zudem noch hervorgehoben: Die erste
Zählzeit von Takt 11 ist nicht wie ihre Entsprechung von Takt 2 ein bloßer
B-Moll-Sextakkord, sondern einer mit einem (regulär durch Überbindung vorbereiteten)
Nonenvorhalt64
Nimmt man eine Deutung des Klangs mit einem des als Grundton, so handelt es sich um
einen unvollständigen Septakkord, d. h. einem ohne die Quinte as.
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Dieser Vorhalt – ein c2 – ermöglicht eine elegante Einführung der Doppeldominante: er
löst sich ins b1 (ein b erklingt in der linken Hand bereits zugleich mit dem Vorhalt), so
daß die Septe des C 7-Klanges vorbereitet und die Töne f 2 - e2 und Des- C sich wie
Doppelvorhalte ausnehmen. Die bedeutsame Rolle, die der in Takt 2 nicht vorhandene
Ton C spielt, wird vom Komponisten noch unterstrichen, indem er auch diesem
zweiten Zweiunddreißigstel des Taktes einen zweiten Hals mit Achtelfähnchen
zuteilt 65
Aus der Art, wie Interpreten solche Details in ihrem Spiel berücksichtigen, d. h. ob sie die
Doppelbehalsung – wie auch immer – realisieren oder nicht, kann sich ein Hinweis auf den
Rang einer Interpretation ergeben. Es spricht für den Pianisten und ehemaligen Kollegen
Ingolf Henning, dem der Verfasser eine Festschrift zur Emeritierung widmen durfte, daß er in
einer privaten CD-Produktion mit dem Titel »Lieben Sie Brahms? Elf Intermezzi für Klavier«
im fraglichen Stück sich auch um eben dieses Detail interpretatorisch bemühte, während viele
andere Pianisten, auch solche, die man Philosophen am Klavier nennt, darüber hinwegspielen.
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Ein weiterer erheblicher Unterschied befindet sich am Schluß der Themenwiederholung.
Zwar schließt sich in Takt 14 eine zum ersten Teil analoge Fortführung mit ihrer
Erweiterung, Abspaltung und Augmentation an, jedoch bleibt ein »Rätseltakt«
wie der Takt 8 des ersten Durchgangs aus, vielmehr bringt Brahms relativ
rasch die Sache zu einem (vorläufigen) Abschluß nach F-Moll, um sogleich
diesen Schlußteil (Takt 14 mit Auftakt bis Takt 17) in leicht geänderter
Form zu wiederholen (Takt 18 mit Auftakt bis Takt 22), nunmehr aber mit
einem Gebilde, das jenem »Rätsel« von Takt 8 (samt seiner Lösung in Takt
9) entspricht. |