- 276 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Musik und Leben 
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hat also eine Anzahl von Takten bzw. Taktteilen, die keine Zweierpotenz ergeben. (Daneben ändern die sich entsprechenden Akkorde auch ihre Lage: bei einem Start etwa in Terzlage ist der nächste Akkord der selben Stufe in Oktavlage etc.56
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Vgl. die Abbildung bei de la Motte, a. a. O. (s. Anm. 5), S. 113.
) Will man etwa zwei komplette Durchläufe schreiben, so können nicht alle Akkorde gleich lang sein. Die einfachste Lösung besteht darin, daß man einen Akkord, am besten den letzten, auf die doppelte Länge ausdehnt: diese Lösung findet sich in der berühmten Jazz-Komposition Paul Desmonds Take Five, dessen Mittelteil eine solche Quintfallsequenz-Folge bildet. Nach dem Es-Moll-A-Teil folgt ein Abschnitt in der Paralleltonart Ges-Dur: IV-VII-III-VI-II-V-I. In den meisten Notenausgaben dieses Stückes wird dabei für die Akkordsymbole ab dem zweiten Akkord unterstellt, daß die restlichen Klänge leitereigene Septakkorde57
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Die jazzüblichen Akkordbezeichnung haben dasselbe Problem mit der VII. Stufe wie die funktionelle Harmonielehre: sie stellen den Septakkord dieser Stufe allerdings als Umkehrung eines Molldreiklanges der II. Stufe mit hinzugefügter Sexte dar. Daher steht im folgenden an zweiter Stelle ein As-Moll-Klang mit hinzugefügter Sexte inmitten von Klängen mit leitereigenen Septen.
seien (also: IV-VII7-III7-VI7-II7-V7-I7, genauer: Cb-Abm6-Bbm7-Ebm7-Abm7-Db7-Gbmaj7), was aber nicht dem entspricht, was sich von den Noten, aber auch hörend von Plattenaufnahmen abnehmen läßt: dort sind überwiegend reine Drei-, nicht Vierklänge vertreten. Da Desmond diesen Abschnitt nahezu identisch wiederholt, ist für die taktmetrische Symmetrie die I. Stufe auf die doppelte Länge – hier einen ganzen Takt – ausgedehnt (bei der Wiederholung wird jener Takt, der zweimal die Tonika verwendet, zur Rückleitung in die Grundtonart umgebaut). Vor demselben Problem stünde auch Brahms, wenn er sein Thema im Hinblick auf die Sequenz in der einfachsten Form präsentierte58
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Wie bei Budde wird hier der Lesbarkeit halber der Notendauernwert vervierfacht.
, d. h. unter Zugrundelegung der äolischen Mollskala und einem schließenden Dur-Dominant-Akkord als Pänultima-Klang.



Notenbeispiel 5



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