Dur-Startklang
in Takt 35 modulierend über D7 und G7 nach C7 in Takt 39, wobei dieser
Septakkord mit bereits großer Septime den tonal sequenzierenden Teil eröffnet,
der für insgesamt weitere 9 Quintfälle in C-Dur, der Haupttonart, verbleibt.
Eine derart über einen kompletten Durchgang von mehr als 7 Quintschritten
hinausgehende tonale Sequenz wird außerhalb von Harmonielehrebüchern und
Übungsstücken wohl kaum in einem anderen Werk von ästhetischen Anspruch
anzutreffen sein. Daß Chopin zu dieser extensiven Ausformung einer Quintfallsequenz
greift, die hier zudem mit einem exemplarischen C-Dur verknüpft ist, ist eine
nahezu ironische, czerny-hafte Auskomponierung der Idee einer Klavieretüde.
Zur ästhetischen Elaboration dieses »Mechanik«-Teiles dient die Diminution
des harmonischen Rhythmus nebst einer verkürzenden Verschachtelung der
Figuration50
Zwei Bemerkungen zum Reprisenteil und der Coda seien erlaubt, auch wenn diese nicht mehr in unmittelbarem Zusammenhang mit der These von der Gestaltungsvariabilität der Quintfallsequenzen stehen. Erstens: im Sinne des Formgesetzes von der variierten Wiederholung ist dieser Abschnitt dennoch lesbar: Den Takten 1–24 (C-Dur-Kadenz und Gang nach E-Dur) entsprechen die Takte 49–66, ihre Variierung ist eine der verkürzenden Verdichtung. Die Reduktion von 24 auf 18 Takten erfolgte dabei im wesentlichen erst nach 15 Takten weitestgehender Übereinstimmung, d. h. ab Takt 63. (Da eine Reprise als solche ja erst bei weitgehender Identität mit dem Exponierten kenntlich wird, ist eine solche |