eines E-Dur-Septakkordes anstelle des leitereigenen
E-Moll-Septklanges 28
In der Wendung nach E-Dur – also Mediantik – anstelle von G-Dur – Dominantik – schlägt
sich die Entwicklung der romantischen Harmonik nieder, ihre Emanzipation von den bloßen
Quint- und Parallelklangsbeziehungen.
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Von Interesse ist in beiden Kompositionen der Anschluß von der Eröffnungskadenz zum
Sequenzteil. Bei Bach tritt in der Oberstimme eine sequenzierende melodische
Quart-Quint-Folge auf, die die beiden Teile zusätzlich verbindet. Bei Chopin ist dieser
Anschluß noch weiter getrieben. Die letzten vier Takte der eröffnenden 16taktigen
Periode sind jeweils mit charakteristischen Vorhaltsbildungen versehen: die
Dominante mit Quart- und die Tonika mit Nonenvorhalt. In diese taktweise
aufsteigende Vorhaltsmechanik fügt sich die Oberstimmenlogik der anschließenden
Septakkordsequenz nahtlos ein. So gesehen ist die auch halbfreie Einführung
des dissonanten e motiviert, und selbst der Baßschritt von C nach A beim
Übergang von Takt 16 nach 17 korrespondiert mit dem gleichen Schritt in der
Wiederholung der Eröffnungskadenz in Takt 9/10 nach 11/12, der ja zuvor ein
echter Quintfall in die Subdominante war (Takt 2 nach 3). Bei Bach ist im Baß
der Anschluß durch das Liegenlassen des Grundtones als Terz der VI. Stufe
gegeben29
Dieser Anschluß durch Liegenlassen ist schon in der Frühform gegeben, dort ist der Ton
allerdings die Septe des Sekundakkordes.
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Exkurs zur Sequenzierung im Bach-Präludium.
Die Rückkehr von der Nebentonart zur Haupttonart im Bachschen Präludium, dessen Takte 12
bis 19, wurde bekanntlich in der Endfassung so gestaltet, daß er – von zwei Unterschieden
abgesehen – praktisch die Unterquinttransposition jenes Abschnittes nach der Eröffnungskadenz
bildet: Da der erste Teil von C nach G führt, der andere aber in umgekehrter Richtung von G
nach C, ist völlige Gleichheit (wenn man die Anschlußstellen mit einbezieht) nicht
erreichbar30
Sowohl Takt 4 als auch Takt 11 enden in Terzlage. Führe man in Takt 11 genauso fort, wie
im quinthöheren Takt 4, so gelangte man nach D-Dur; umgekehrt führe eine Fortsetzung ab
Takt 4 ff. nach dem Muster der Takt 11 ff. nach F-Dur.
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Bach entschloß sich in der Endfassung für eine ungleiche Länge der korrespondierenden
Abschnitte31
Fügte man zwischen Takt 4 und 5 eine Zwischendominante (E-Dur) – etwa als Sekundakkord
– ein so wäre die 4taktgliederung wiederum gewahrt und die Entsprechung noch weiter
getrieben; vgl. Kinzler, »Cela ne s’oublie ...«, a. a. O. (s. Anm. 15), S. 18, erstes
Notenbeispiel. Denkbar auch, daß von Takt 4 direkt nach Takt 6 gegangen würde und die
Oktavparallelen, die die früheste Fassung ja noch aufwies, dadurch beseitigt worden wären,
daß dieser Sekundakkord im Hinblick auf die Stimmführung in Analogie zu Takt 2 gestaltet
werden würde. Die dabei entstehenden unangenehmen Großterzparallelen c2 - e2/d2-fis2
ließen sich durch einen verminderten Septakkord à la Takt 12 mildern.
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– ein Gestaltung, die im Hinblick |