Zeilen a–c dieselbe Tonleiter
verwenden, kombinieren wie folgt die drei Parameter Notenwert, Bindung und
Repetition:
Zeile a: | Achtel in aufsteigender Tonfolge (Sekundschritte); je zwei gebuden; die erste Achtel einer Bindung repetiert die zweite Achtel der vorhergehenden Bindung. |
Zeile b: | Achteltriolen: die Kopfnoten einer Viertelzählzeit steigen in Sekundschritten aufwärts, die letzte Achtel einer Viertelzählzeit springt in Violine I und Viola eine Terz aufwärts, in Violine II und Cello/Bass abwärts; die erste Achtel einer Bindung repetiert die vorhergehende alleinstehende Achtel. |
Zeile c: | Sechzehntel; Tonfolge wie in Zeile b; die ersten drei Sechzehntel sind gebunden, das letzte gestoßen, dabei repetieren die gebundenen Noten jeweils denselben Ton. Die beabsichtigte Strichübung besteht hierbei in der sparsamen Verwendung des Bogens während der Bindung und im unbetonten, schnellen Rückholen an den Frosch auf der einzelnen letzten Sechzehntel. |
Zeile d: | Achtel; taktweise absteigend mit je einer Wechselnote; je zwei gebunden; hohe Lage (beginnend mit c””, a””, c”’, c”; das Cello ist in dieser hohen Lage im Tenorschlüssel notiert). |
Zeile e: | Achtel; je vier gebunden; Intervallwechsel bezogen auf c’ in Violine I und II, auf c in der Va. Eine Cello/Bass-Stimme fehlt. Die zu diesen Analysezwecken erstellte Partitur weist die mögliche Vc/Kb-Stimme zu Zeile e eingeklammert aus, wie sie in logischer Konsequenz als oktavierte Verdopplung der Viola zu den Beispielen a–c aussehen könnte. Übungsziel ist in dieser Zeile vorrangig der komplementäre Wechsel der Intervalle Terz, Quarte, Sekunde, Quinte. Punktgenaue Tonwechsel und Intonation bei gleichmäßigem Bogenwechsel können eben nur in der Gruppe geübt werden. |
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Insgesamt ist festzustellen, dass Celibidache um instrumentenspezifische, bei
Streichern vor allem bogentechnische Probleme wusste und einige Aspekte
punktuell auf ein Ensemble zu übertragen versuchte. An diesen Problemen
arbeitet jeder Streicher in vielen variationsreichen Etüden im stillen Kämmerlein
allein – oder auch nicht, da bei vielen Laienmusikern das Ensemblespiel in
Gemeinschaft im Vordergrund steht und nicht die konsequente Disziplin und
der Wille zur eigenen spieltechnischen Verbesserung, die nur durch derartige
Übungen zu erreichen ist. Hier wird ein Kernproblem offenbar, das bis heute weder
orchesterpädagogisch noch instrumentalmethodisch ausreichend aufgearbeitet
worden ist. Spätestens seit der Chorischen Streicherschule von Helmut May
197441
Helmut May, Orchester-Schulwerk. Chorische Streicherschule für den Anfang, Mainz 1975
(= Schott ED 6413).
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um nur ein Werk zu nennen, das Standardfunktion erlangt hat, gibt es