- 237 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Musik und Leben 
  Erste Seite (1) Vorherige Seite (236)Nächste Seite (238) Letzte Seite (435)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

entstehen unverständliche Dissonanzen, die offensichtlich durch Schreibfehler bezüglich einzelner Vorzeichen entstanden sind, da die Streicherdubletten nicht übereinstimmend diese Notation ausweisen. In der zu diesen Analysezwecken erstellten und beigefügten Partitur (siehe S. 250–255) sind die fraglichen Stellen eingekreist:

Takt 3: Flöte h versus Vc/Kb, Tonart B-Dur; T. 4: Va h versus Flöte / Vl II; T. 5: Oboe letzte Viertel a abweichend von T. 1; T. 7: Flöte h versus Vl II, Tonart g-Moll; T. 8: Schlussakkord F-Dur ohne Quinte; T. 11: Vc cis versus Flöte, Tonart C-Dur; T. 14: Flöte h versus Vc, Tonart B-Dur; T. 15: Zählzeit 4 mit, Zählzeit 5 ohne Sept, Tonart C-Dur (stimmführungs- und satztechnisch unkorrekt).

Es stellt sich aus der Beschaffenheit des Materials heraus somit die Frage, ob die Übung überhaupt je gespielt worden ist. Da man Celibidache ohne Frage ein Klangvorstellungsvermögen notierter Harmonieverläufe unterstellen darf, ist nicht anzunehmen, dass diese »Fehler« beabsichtigt waren, um das Orchester zu analysierendem und korrigierendem Hören anzuleiten. Die melodische Führung ist untergeordnet, auch Angaben zu Dynamik und Tempo fehlen. Eingezeichnet sind in den Streicherstimmen jedoch Strichbezeichnungen, die für den 5/4-Takt die Folge TTTTVTTV, für den 6/4-Takt TTVTTVTTV vorsehen. Durch den doppelten Abstrich zu Beginn des Taktes, der im detaché durch Unterbrechen des liegenden Bogenstrichs auszuführen ist, erhalten die Zählzeiten 1 und 4 eine bogentechnische Gewichtung und eine metrische Betonung, so dass der 5/4-Takt klar in die Struktur 3 + 2 Viertel gegliedert wird. Die für eine Etüde naheliegende Komplementärform 2 + 3 ist nicht notiert, und auch in den Bläserstimmen sind keine entsprechenden Artikulationszeichen vorhanden. Die Strichbezeichnungen sind nicht in allen Dubletten durchgängig eingezeichnet, aber ergänzen sich zu identischen Angaben.40

40
In der rekonstruierten Partitur sind alle in den Einzelstimmen vorhandenen Stricheintragungen zusammengefasst.

Auffällig, da für ein Laienensemble ungewöhnlich, ist ferner die Notation des Fagotts im Tenorschlüssel und damit in recht hoher Lage, die meist noch über der Viola liegt. Die Violine I wiederum bewegt sich eher untypisch im engen Ambitus einer Sexte zwischen c’–a’, die Violine II in einer None von gf’, beide also recht tief. Die Oboe liegt über der Flöte, die nicht über das g” hinausgeht, so dass der Holzbläsersatz in recht enger Lage 11 /2 Oktaven auf die drei Stimmen verteilt ist. Auch dies spricht für die Absicht, die Intonation zu üben und die Spieler zu einer bewusst reflektierenden Wahrnehmung der jeweiligen Position und harmonischen Funktion des einzelnen Tones innerhalb des ganzen Akkordes anzuleiten.

Übungsteil B ist nur für die Streicher konzipiert und bezweckt vor allem rhythmische und strichtechnische Koordination in den Gruppen. Fünf mit a-e gekennzeichnete Zeilen à 1–2 Takte mit sequenzierenden Tonfolgen, von denen die


Erste Seite (1) Vorherige Seite (236)Nächste Seite (238) Letzte Seite (435)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 237 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Musik und Leben