entstehen unverständliche Dissonanzen, die offensichtlich durch Schreibfehler
bezüglich einzelner Vorzeichen entstanden sind, da die Streicherdubletten nicht
übereinstimmend diese Notation ausweisen. In der zu diesen Analysezwecken
erstellten und beigefügten Partitur (siehe S. 250–255) sind die fraglichen Stellen
eingekreist:
Takt 3: Flöte h versus Vc/Kb, Tonart B-Dur; T. 4: Va h versus Flöte / Vl II; T. 5: Oboe letzte
Viertel a abweichend von T. 1; T. 7: Flöte h versus Vl II, Tonart g-Moll; T. 8: Schlussakkord
F-Dur ohne Quinte; T. 11: Vc cis versus Flöte, Tonart C-Dur; T. 14: Flöte h versus Vc, Tonart
B-Dur; T. 15: Zählzeit 4 mit, Zählzeit 5 ohne Sept, Tonart C-Dur (stimmführungs- und
satztechnisch unkorrekt).
Es stellt sich aus der Beschaffenheit des Materials heraus somit die Frage, ob die
Übung überhaupt je gespielt worden ist. Da man Celibidache ohne Frage ein
Klangvorstellungsvermögen notierter Harmonieverläufe unterstellen darf, ist nicht
anzunehmen, dass diese »Fehler« beabsichtigt waren, um das Orchester zu
analysierendem und korrigierendem Hören anzuleiten. Die melodische Führung ist
untergeordnet, auch Angaben zu Dynamik und Tempo fehlen. Eingezeichnet sind in den
Streicherstimmen jedoch Strichbezeichnungen, die für den 5/4-Takt die Folge ![TT](../nayk0a05.png)
V
V,
für den 6/4-Takt
V
V
V vorsehen. Durch den doppelten Abstrich zu Beginn des
Taktes, der im detaché durch Unterbrechen des liegenden Bogenstrichs auszuführen ist,
erhalten die Zählzeiten 1 und 4 eine bogentechnische Gewichtung und eine
metrische Betonung, so dass der 5/4-Takt klar in die Struktur 3 + 2 Viertel
gegliedert wird. Die für eine Etüde naheliegende Komplementärform 2 + 3
ist nicht notiert, und auch in den Bläserstimmen sind keine entsprechenden
Artikulationszeichen vorhanden. Die Strichbezeichnungen sind nicht in allen
Dubletten durchgängig eingezeichnet, aber ergänzen sich zu identischen
Angaben.40
In der rekonstruierten Partitur sind alle in den Einzelstimmen vorhandenen
Stricheintragungen zusammengefasst.
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Auffällig, da für ein Laienensemble ungewöhnlich, ist ferner die Notation des Fagotts im
Tenorschlüssel und damit in recht hoher Lage, die meist noch über der Viola liegt.
Die Violine I wiederum bewegt sich eher untypisch im engen Ambitus einer
Sexte zwischen c’–a’, die Violine II in einer None von g–f’, beide also recht tief.
Die Oboe liegt über der Flöte, die nicht über das g” hinausgeht, so dass der
Holzbläsersatz in recht enger Lage 11 /2 Oktaven auf die drei Stimmen verteilt
ist. Auch dies spricht für die Absicht, die Intonation zu üben und die Spieler
zu einer bewusst reflektierenden Wahrnehmung der jeweiligen Position und
harmonischen Funktion des einzelnen Tones innerhalb des ganzen Akkordes
anzuleiten.
Übungsteil B ist nur für die Streicher konzipiert und bezweckt vor allem rhythmische und
strichtechnische Koordination in den Gruppen. Fünf mit a-e gekennzeichnete Zeilen à
1–2 Takte mit sequenzierenden Tonfolgen, von denen die