- 221 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Musik und Leben 
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5) Die Schüler/-innen verstehen normalerweise unter Musik etwas anderes: Für sie gehört Gesang (Rap oder Melodie) und Rhythmus dazu, sie wollen zur Musik tanzen oder sich entspannen.

Einige äußerten in der Feedbackrunde das Bedürfnis, Gesang zu integrieren.

  • M., ÄWPB: »Ich will jetzt nicht in die Hitparade der Neuen Musik einsteigen, vom Geschmack her, es ist nicht so mein Ding, ich brauch bisschen Gesang dabei. Vielleicht kann das auch dazu kommen?«

M. macht einen konstruktiven Vorschlag, wie Karlheinz Essls Komposition mehr zu seinem Stück, zu »seinem Ding« werden könnte.

In dem Bedürfnis nach Gesang steckt die Sehnsucht nach einem verbindenden und wiedererkennbaren Element, das sich wie ein roter Faden durch das Stück zieht, etwas, bei dem sie eventuell gemeinsam mitsingen können (in Anlehnung an die Konsumgewohnheiten ihrer Popmusik). Der Äußerung von M. schließt sich eine Diskussion an über die Möglichkeiten, in welcher Weise Gesang zu Karlheinz Essls Stück gepasst hätte. Diese Diskussion zeigt, dass die Schüler/-innen intuitiv sehr viel vom Charakter des Stückes verstanden haben, auch wenn sie es sprachlich nicht gut zum Ausdruck bringen können. (Ihnen fehlte zu diesem Zeitpunkt noch das Fachvokabular.)

  • Ma.: »Sie haben doch am Anfang gesagt, so was mit Rapen. Ich finde das mit Gesang viel schöner, also so gibt es keine Melodie, aber mit Gesang.«
  • P.: »Dann wäre das viel schöner, viel spannender, glaube ich.«
  • Ma.: »Dann muss aber der Gesang auch so durcheinander kommen, also nicht so bestimmt wie...« (Summt eine Melodie)
  • E.: »Der Gesang müsste zum Stück passen und sich den Instrumenten anpassen.«
  • N.: »Wie soll man denn dazu singen? Es gibt doch gar keinen Rhythmus, es ist doch total unbestimmt!«

Trotz dieser Diskussion und dem Wunsch nach Gesang schreibt Ma. in der schriftlichen Reflexion zu diesem Thema: »Ich habe festgestellt, dass man ohne eine Melodie zu haben, Musik machen kann.« Auch das sei eine Erfahrung wert, wie sie anmerkt.

6) E., ÄWPB: »Die Musik ist eher für Leute, die viel Phantasie haben«, die in einer anderen Welt leben.

E. bringt hier seine Vermutung zum Ausdruck, dass Neue Musik zu einem anderen sozialen (Um-)Feld gehört, das nicht das seine ist. Dies ist nach den Überlegungen Bourdieus ganz interessant und rechtfertigt, dass gerade eine Förderung in der Art wie die »Reise in die Musik des 21. Jahrhunderts« an einer Schule, die in einem Gebiet liegt, in dem sozial benachteiligte Familien leben, richtig ist. Dies ist eine Chance für die jungen Leute, über die Grenzen ihres spezifischen


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